Kathryn Trousers

Vielleicht lag es am Namen dieses tollen Schnittmusters, dass ich euch hier heute eine Hose zeige, die mir wie angegossen passt, ohne dass ich das Geringste ändern musste. Krass. Im Hosenschnittlotto gewonnen oder?

Kathryn Trousers – Love Sewing Magazine

Geändert hab ich dennoch zwei Dinge: 1. die Hosenbeine waren mir unten zu ausgestellt, ich hab sie minimal verschmälert, so dass sie gerade laufen. Sie waren bei mir viel länger als auf dem Modellfoto, ich hab sie zusätzlich nach dem ersten Tragen nochmal etwas gekürzt, damit ich mir nicht mehr auf den Saum trete und die Hose auch mit flachen Schuhen tragen kann. Und 2. hab ich den Nahtreißverschluss seitlich statt hinten eingesetzt und noch zusätzlich Gürtelschlaufen angebracht.

Besonders gut gefällt mir mein selbst bedrucktes Marokko Top zur neuen Hose

Soviel zum Handwerk. Schwer zu nähen war das Modell nicht für mich, weshalb ich auch kein Problem damit hatte, dass ich keine Anleitung zu diesem kostenlosen Schnittmuster hatte. Das Love Sewing Magazin ist eine britische Zeitschrift, viele schöne Schnitte sind über die Website kostenlos verfügbar, die Anleitungen findet man allerdings nur in den Heften. Ich habe einige Modelle schon länger abgespeichert, das ist aber mein erster Versuch mit diesen Schnitten. Ich würde sagen, bei der Paßform sollte ich mich durcharbeiten… oder?

Hier meine Lieblingsschnitt Auswahl:

Alle diese Schnitte gibt es auf der Website vom Love Sewing Magazin als kostenlosen Download, wenn man sich dort registriert.
Edel-lässig mit dem Lochmuster Blusentop aus der Choroutfit-Kollektion…

Der Stoff ist ein Viskose-Leinen Gemisch, heavy washed, dadurch ist er unglaublich weich in der Haptik und auch weich im Fall – sieht optisch aber aus wie ein Leinen. Beim Tragen gibt der Stoff nach, das hatte ich erwartet und fand deshalb weite Hosenbeine ideal. Gekauft bei 1000Stoff, das ist einer von diesen Schätzen, die ich nicht immer nur im Laden bewundern wollte… Mein ursprünglicher Plan, eine Clare Pant von Style Arc daraus zu nähen, ist mal wieder daran gescheitert, dass die Stoffbreite mit nur 130 cm zu gering war und ich zu wenig Stoff hatte. Es ging nur ein Schnitt ohne Falten vorne. Der schon fertig geklebte Schnitt in Größe 10 wäre mir ohnehin zu groß… warum stimmt das bloß nie, wenn ich mich an Maßtabellen orientiere?

Die Kathryn Trousers hab ich übrigens in Größe 8 genäht, das ist die kleinste verfügbare Größe im Mehrgrößenschnitt. Hier hab ich einen Größencheck mit einer passenden Hose gemacht. Die Style Arc Schnitte sind Einzelgrößen leider… man bekommt zur Sicherheit bei der Bestellung aber auch Zugriff auf die Datei vom nächstgrößeren und -kleineren Modell. Ich kann also die Clare in Größe 8 nochmal mit anderem Stoff in Angriff nehmen, denn den Schnitt find ich super.

Zum Schluss hab ich noch einen Mediathek Tipp: „Plastikmüll statt Mode“ auf ARTE. Wie schlimm Polyester in der Kleidung tatsächlich ist, war mir bis vor dem Bekanntwerden von Mikroplastik ja auch nicht so klar. Ich mochte es nie gern leiden, weil sich der Stoff einfach meistens billig anfühlt und die Kleidung stinkt, wenn man schwitzt. Außerdem – Faserbasis ist Erdöl, das ist bekanntermaßen kein nachwachsender Rohstoff und nicht nachhaltig.

Für das Textilrecycling ist Polyester besonders problematisch in Mischgewebe – weil nicht mehr herauslösbar. Somit sind Poly-Mischungs Altkleider nur noch MÜLL. Bei den Bergen, die inzwischen (vor allem durch Fast Fashion) anfallen, müssen sich Verbraucher darauf einstellen, dass sie zukünftig für die Entsorgung solcher Teile bezahlen müssen. Außerdem wird in diesem Bericht eine Studentin gezeigt, die eine echt schräge, aber eigentlich naheliegende Geschäftsidee entwickelt hat: sie produziert Strickwolle aus ausgekämmten Hundehaaren (Fachbegriff: Chiengora)! Wenn ihr Hunde habt, man freut sich dort über Haarspenden… Wau.

Verlinkt zu: Du für Dich, Sew La La, Creative Lovers

11 Gedanken zu „Kathryn Trousers“

  1. Ein 6er im Lotto! Die sitzt ja wirklich perfekt und sieht megamäßig gut aus!
    Den Film werde ich mir noch anschauen, danke für den Hinweis. Ich habe auch irgendwo gelesen, dass Elasthan ähnlich problematisch ist, ist zwar nicht Polyester, lässt sich vermutlich ähnlich schwierig trennen. Geschätzt sind mehr als die Hälfte der angebotenen Stoffe und Klamotten heutzutage mit Elasthan, ließe sich dann alles nicht recyclen. Die Lösung ist so einfach wie langweilig und daher kaum vermittelbar: weniger konsumieren.
    Liebe Grüße Christiane

    1. Ja, das stimmt. Ich finde es auch viel schwieriger ohne Elastan auszukommen, als ohne Polyester. Bei Sportkleidung und engen (Stretch-)hosen geht´s ja nicht ohne und es gibt meines Wissens auch keine biologisch abbaubare Alternative. Da hilft dann wirklich nur lange tragen, pflegen, reparieren…

  2. Ja, aber wie ist das mit dem Nähzubehör – Nähgarn, RVs und sowas sind ja in den seltensten Fällen aus dem gleichen Material wie das selbstgenähte?! Da hab ich schon noch ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Verhindert das auch die weitere Verwertung der Kleidung? BW-Nähgarn ist keine Alternative, da das einläuft und Einwegklamotten mag ich nicht nähen. Am allerbesten wäre wohl second hand und Schrankleichen umgehend weiter verkaufen, aber dafür nähe ich zu gerne und hänge auch zu sehr an meinen Kleidungsstücken. Frau Kondo dürfte bei mir nicht in den Schrank gucken.
    Ich hab mich auch registriert und in die Bluse mit Prinzessnähten verguckt.
    Deine Hose ist sehr toll! Sitzt perfekt!!!
    Danke und liebe Grüsse,
    Martina

  3. Ach schön, deine Hose! Der Schnitt könnte mir auch sehr gut gefallen. Den Film von ARTE habe ich auch vor ein paar Wochen gesehen. Der macht einerseits ganz schön nachdenklich, andererseits bestätigt er mir auch die Richtigkeit meiner Entscheidung, selbst zu nähen und auch da mehr auf das Material zu achten.

    1. Ja, da geht bei mir auch kein Weg mehr zurück und ich wünschte mir, dass auch mehr Leute die nicht nähen können, aufmerksamer wären beim Einkauf. Aber da sind so viele Wissenslücken, was Materialien und Herstellung angeht und wenn die Teile gut aussehen, trendy sind und dazu ein Schnäppchen, will es ja auch gar keiner genau wissen, da werden gerne die Augen zugedrückt. Egal wie viel ich darüber spreche, weil ich denke nur mit Aufklärung kann sich etwas ändern – in meinem Umfeld ändert das oft herzlich wenig am Kaufverhalten (mit Ausnahmen, zum Glück). Das ist wie mit den Lebensmitteln – alle wollen Bio, aber gekauft wird es nur von max. 5%.

  4. Liebe Kathrin,
    herzlichen Dank für Deinen Verweis auf diese Reportage, es kann nicht oft genug aufgezeigt werden welche Probleme Fast Fashion birgt. Auch wir Hobbyschneider*innen können da unseren Beitrag leisten und eben keine Kunst- oder Mischfasern kaufen und verarbeiten.
    Deine Hose ist ein Knaller, über die Passform ohne Änderungen beneide ich Dich glühend. Ich quäle mich noch ein wenig im Thema Hosen und warte noch auf meinen Lottotreffer 🙂

    Schönste Grüße,
    Sam

    1. Was auch eine gute Lösung ist (statt Lotto) – den Schnitt einer gut passenden Hose abkopieren. Ich vergleiche inzwischen immer neue Schnittmuster mit passenden Schnittmustern vor dem Zuschnitt, das erspart auch böse Überraschungen. Beim Neukauf von Stoffen bin ich inzwischen ganz gut was die Materialzusammensetzung angeht. Aber in meinem Lager gibt´s schon noch den ein oder anderen zweifelhaften Stoff. Dafür hab ich noch keine Lösung. Unverarbeitet wegwerfen ist vermutlich die schlechteste…

  5. Hallo Kathrin,

    deine Hose ist sehr schön geworden. Den Hinweis zum Thema Mikroplastik finde ich super, es muss sich etwas in den Köpfen der Leute ändern und je mehr darüber sprechen, desto besser.

    Schönen Tag, Jaqueline

    1. Ja, genau so seh ich das auch. Für das Mikroplastik wird auch schon an Filtern gearbeitet, es gibt Waschbeutel (Guppyfriend) und eine Schülerin hat den Jugend-forscht Preis gewonnen mit dem Thema. Aber was mit den Kleiderbergen passiert, nachdem wir sie „gespendet“ (völlig irreführender Begriff für die Kleidercontainer übrigens) haben, ist noch viel zu wenig im Fokus und den Köpfen der Menschen…

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