Meine Studienzeit in Köln liegt lange zurück, aber der Karneval…. hier in Berlin kann sich das keiner vorstellen. Will auch keiner. Was total schade ist, denn Verkleiden macht so viel Spaß! Ich kann mich an fast alle meine Kinderfaschingskostüme noch erinnern, jedes Jahr brauchte ich ein neues und anderes Kostüm: Pipi Langstrumpf, Ballerina im Tütü, Minnie Mouse, Frau Antje aus Holland, Zigeunerin – meine Mutter durfte sich da immer an der Nähmaschine austoben. Mein Bruder ging jedes Jahr als Clown. Außer einmal, als ich Indianerin war, da war er der Häuptling! 😀
Ich muss zugeben, das ist lange her. Sehr lange. So 80er Jahre lange. Ich bin also alt genug, um für Retro und Vintage zu schwärmen und deshalb hab ich auch eine Vorliebe für Flohmärkte und vergangenes, aber schönes Design. Ich sammle alte Schnittmusterhefte auf Flohmärkten im In- und Ausland, bevorzugt 50er, 60er bis Mitte 70er Jahre, also noch älter als ich. Auf meinem kleinen Kreuzberger Trödel am Ende der Straße hab ich eine ganz besondere Rarität gefunden: ein Burda Faschingsheft von 1956! Das ist so unfassbar schön wie gleichzeitig absurd und deshalb zeig ich euch jetzt meine Favoriten daraus.
Der Liebestrank. Nun, wer möchte ihn nicht probieren? Aber Vorsicht! Originell und bestimmt äußerst begehrt ist diese Medizin-Flasche
Ad Acta: In dieser Form werden selbst die nüchternsten Akten interessant. Der Rücken des Ordners bildet das Vorderteil des Kostüms. Rückwärts schauen die Akten vorwitzig als Falten heraus.
Mauerblümchen: Ein flottes jugendliches Kostüm. Einem ärmellosen geraden Hemd sind die einzelnen Mauersteine aufgemalt, den Kopf ziert eine große Blüte
Marsbewohner: Etwas unheimlich schaut dieser Fremde aus, doch ist er höchst aktuell.
Flotter Oskar: Die Längs- und Querstreifenmusterung seiner Hose sagen genug aus über den lustigen jungen Mann.
Kammerkätzchen: Fröhlich schwingt unser Kammerzöfchen den Staubwedel, denn es kennt noch nicht die echten Sorgen ihres Berufsstandes.
Saaltochter: Von so reizender Hand bedient, kann nichts mehr schiefgehen.
Verkehrsschreck: Achtung, Augen auf im Straßenverkehr!
Grashüpfer: Im bunten Faschingstreiben wird sich der unternehmungslustige Grashüpfer recht wohl fühlen. Keck ist das Mützchen mit Fühlern und Pompon.
Gardine: „Vorhang zurück“ möchte man beim Anblick dieser jungen Dame sagen, und schon beginnt das Spiel für eine lustige Faschingsnacht.
Hasenherz: Unserem Häschen ist vor lauter Aufregung das Herz verrutscht.
Spintisierer: Ein seltsamer Vogel scheint dieser Herr zu sein.
Foto-Amateur: Was kostet die Welt, meint der Mann mit der Kamera. Um den Hals zwei Ketten mit Filmspulen und Filmschachteln, dazu eine freche Mütze und auch der Fotoapparat darf natürlich nicht fehlen.
Nelke: Zart und duftig ist dieses Blumenkind.
Veilchen: Nicht ganz so bescheiden wie es im Vers lautet, ist unser Veilchen. Das sanfte Grün der Blätter ist zu einem glockigen Prinzeßrock verarbeitet, an den sich eine violette Corsage anschließt.
Der Wahnsinn, oder? Ich bin total fasziniert, frage mich, ob ich lieber als Mauerblümchen oder Gardine gehen möchte oder mich mal als Foto-Amateur tarne. Und was wohl ein Spintisierer ist? Ein tolles Wort.
Mein Top Favorit für mich selbst wäre aber das Leitz-Ordner Kleid. Einfach großartig das Design.
Eine große Freude für den Freutag.
Ist der Schnittbogen vom Heft noch soweit in Ordnung, dass man ihn kopieren könnte? Da sind tolle Ideen dabei!
Ich denke ja, die Schnitte sind allerdings keine Mehrgrößenschnitte und ich glaube, man muss erstmal gut nachmessen, ob eine Größe 38 z.B. noch die gleichen Maße hat wie 1956. Der Bogen ist ein typischer Burda Bogen, wo alle Teile kreuz+quer übereinander liegen und alle Linien sind schwarz! Ist also eine Aufgabe, sich da durchzufummeln, aber bestimmt machbar.
Da muss ich dir recht geben…tolle Bilder und tolle Kostüme…ich mag die Kleider total! 🙂
Viele liebe Grüße die Nähbegeisterte