Wer hätte es gedacht, zum Jahresende lasse ich mich tatsächlich nochmal auf meinem kleinen vernachlässigten Blog blicken – und dafür hab ich mich extra warm angezogen.
Es ist Dezember und ich hab mich über die Jahre zu einer ziemlichen Frostbeule entwickelt. Während ich unlängst noch mit dreiviertelärmeligen Baumwollsweatern und sogar ohne Unterhemd durch den Winter kam, friere ich inzwischen eigentlich in allem, was nicht aus Wolle ist. Glücklicherweise hab ich da diverse handgestrickte wollige Werke im Schrank, überwiegend Pullover, aber auch 2-3 Strickjacken. Mit denen gabs nur irgendwie ein Problem im Winter – sie wollten nicht so richtig über meine Oberteile passen. Meine dünnen Pullis und Blusen, selbst die kurzärmeligen, haben nämlich durchgehend kastige, oversizige Schnitte, die sich nicht so wirklich unter meine Strickjacken quetschen lassen.
Bzw: kann man machen, sieht dann halt kacke aus.
Erst vor kurzem fiel mir beim Durchstöbern der Schnittmuster des australischen Labels „Style Arc“ ein Cardigan Schnitt ins Auge, der aussah wie die Lösung (fast) aller meiner Probleme:
Ich hab selten so schnell ein Projekt umgesetzt. Schnitt (PDF) gekauft und sofort gedruckt, geklebt und zugeschnitten und dann beim Nähkränzchen im November in wenigen Stunden genäht. Der Schnitt besteht nur aus 2 Schnittmusterteilen und ist nicht schwer umzusetzen, wenn man den „Dreh“ versteht, denn die Konstruktion ist ungewöhnlich. Wenn man die Säume nicht wie ich mit der Hand näht (ist einfach schöner bei edlem Strickstoff), ist es sogar blitzschnell fertig. Und das Beste: das Modell ist so weit geschnitten, dass ich einfach alle meine Sachen drunter anziehen kann!
Ich würds euch gern beweisen, aber so viel Zeit hab(t) weder ihr noch ich, also habe ich nur eine Auswahl an Outfits für euch fotografiert.
Der Stoff dieser – nennen wir es mal „lindgrünen“ – Palermo Jacke liegt schon sehr lange in meinem Vorrat. Ich hab ihn mal geschenkt bekommen. Von meiner Mutter, die ihn glaube ich auch geschenkt bekommen hatte, aber selbst keine Wollstoffe trägt wegen Kratzigkeit. Ich persönlich kann an diesem kuscheligen Stöffchen überhaupt gar nichts kratziges finden, im Gegenteil. Es ist eine Kuschelwolldecke zum Anziehen.
Könnte sogar einen Angora-Anteil haben, aber über die tatsächliche Zusammensetzung weiß ich leider nichts. Ärgerlicherweise hatten sich schon einige kleine Löcher (vermutlich Motten) im Stoff verteilt, um die ich zum Glück überwiegend herum schneiden konnte. Zwei hab ich gestopft, eins davon im Innenkragen (also nicht sichtbar) und das andere war klein genug, dass man nicht sieht, dass was geflickt wurde.
(Leider ist die Cordhose zu eng geworden, passt nur im Stehen ;-))
Ich hab diesen Stoff jeden Winter in der Hand gehabt, ihn gestreichelt und wollte was daraus nähen, aber wusste nicht was. Zuletzt hatte ich überlegt, einen „Flotten Flizz“ mit Ärmeln daraus zu machen, hatte mir den Schnitt besorgt, kam aber dann doch nicht dazu. ZUM GLÜCK.
Eigentlich konnte ich seit der Fertigstellung nicht mehr ohne diese Jacke. Außer im Bett wollte ich sie freiwillig gar nicht mehr ausziehen. So war schnell klar, es muss noch eine zweite her. Nahezu unmöglich war es, einen solchen Stoff nochmal zu finden. Wenn man nicht mal weiß, was genau es ist, wonach man sucht. Ich hab mich dann auf Merinostrick bei meiner Suche eingeschossen, da gibt es etwas Angebot, aber holla die Waldfee – teuer! Da ist Wolle fürs Stricken ja günstiger als die Meterware, unter 50-60€ pro Meter gehts nicht los.
Aber dann tauchte unter den 1000 Stoffen in Laras Laden noch ein Rest Merino Interlock auf, ausgemusterte B-Ware mit einigen Mängeln. Faden-Verdickungen, eingestrickte dunkle Fasern und Löcher, da war alles dabei. Ich war mir auch mit der Farbe unsicher. Mauve – schon schön, aber an mir? Nun gut, was sollte schon schiefgehen. Im besten Fall wird noch ne schöne Jacke mit kleinen Macken (die sieht ja nicht gleich jeder) draus – und im schlimmsten Fall wars halt ein ehrenhafter gescheiterter Versuch von Stofflebensrettung.
Der Interlock ist doch deutlich dünner als der Kuschelstrick vom ersten Modell, aber auch viel glatter mit einem feinen Glanz – die Jacke wirkt viel edler, wärmt aber trotzdem sehr. Auch hier konnte ich die meisten Fehler des Stoffs schon beim Zuschnitt umschiffen, das was sich nicht verhindern ließ, ist aber eher unauffällig. Aber es ist was anderes passiert. Ich hab den Stoff nicht vorgewaschen. Absichtlich, weil ich dachte, er wird etwas einlaufen. Das wär nämlich voll ok gewesen. Ich hab Größe 10 genäht, denke aber, dass eine 8 auch noch gut gepasst hätte. Besonders die Ärmel, für die die Stoffbreite beider Stoffe nicht ausgereicht hat und die ich ohnehin schon 2-3 Zentimeter kürzer zuschneiden musste, fand ich ganz schön lang. Ich war zu faul, den Schnitt nochmal in Größe 8 zu drucken und kleben und hab mich aufs Einlaufen verlassen.
Aber was statt dessen passiert ist: die Ärmel werden immer länger! Ob das jetzt vom Waschen oder doch vom Tragen kommt, kann ich nicht so genau sagen, es ist auf jeden Fall dem Interlock geschuldet in Verbindung mit der Schnittkonstruktion, denn die Ärmel sind angeschnitten und somit quer zum Fadenlauf – wo sich der Interlock naturgemäß am meisten dehnt. Nicht so schlimm, das spart mir auch gleich noch die sonst obligatorischen Pulswärmer 😉
Ich könnte durchaus noch 1-2 Palermo Jackets gebrauchen, vielleicht in Creme und Navy. Grau geht auch immer. Falls ihr also keine unkratzigen Strickstoffe mögt, aber welche von eurer Mutter im Schrank liegen habt – bitte hierher!
Ich bin verlinke mich zum letzten regulären MeMade Mittwoch 2025 und bin mal gespannt, ob sich noch wer hierher verirrt. Ich hoffe, ich finde Zeit, mir die Projekte der anderen Teilnehmerinnen anzuschauen. Vielleicht schaffe ich es nächstes Jahr auch wieder öfter, aber in diesem Jahr war die Zeit zum Nähen schon so knapp, zum Fotos machen noch knapper und zum Blogbeiträge verfassen fehlte sie einfach ganz.
Ich verspreche euch aber noch einen Jahresrückblick, in dem ich die Werke auch hier nochmal zeige, die bisher nur bei Instagram gelandet sind. Deal?
Die Jacke ist grossartig und genau die richtige Ergänzung für Deine schönen Oberteile, steht Dir sehr gut! Unbedingt noch in Deinen Farben weitere davon nähen… dunkelblau oder navy – super! Oder gelb? Lieber Gruss von Ambika
So viele tolle Kombis. Wieder mal bin ich ganz verliebt in dein gelb/weißes Top.
Liebe Grüße Elke
Könnte bei mir auch genauso einziehen, vorallem der Beeren oder Mauve Farbene, so schön.
Der Palermo-Schnitt gefällt mir bereits seit Erscheinen sehr gut. Deine Umsetzungen sehen total kuschelig aus. Das der Merino-Strick nicht einläuft, wundert mich nicht. Merino neigt dazu, sich im nassen Zustand auszudehnen. Habe ich bereits mit einem aufwenig gestrickten Pullover hinter mir. Lässt man das Kleidungsstück flach ein paar Tage zum Trocknen liegen, zieht es sich wieder zusammen, aber so ganz hat es bei mir nicht geklappt, mein Pullover ist dauerhaft etwas größer geblieben als direkt nach dem Stricken.
Viele Grüße Anke
Liebe Kathrin,
das Problem mit Blusen, die nicht unter Cardigans passen, kenne ich nur zu gut! Sehr interessanter Schnitt! Werde ich mir mal merken. Deine Outfitphotos sind mal wieder ganz toll!
LG Anja