Juhu, Frühlingsanfang! Ich hab allerdings tatsächlich jetzt erst mitbekommen, das der Frühlingsanfang schon jahrelang gar nicht mehr am 21. März ist, sondern schon am 20. Und wusstet ihr, dass er in 30 Jahren manchmal auch schon am 19. März ist? Wieso? Die Erklärung, sowie der extra Funfact, dass der Frühling mit einer Geschwindigkeit von 40 km pro Tag daher kommt, lest ihr hier.
Und ich komm zur Feier des Tages mit Blümchen.
Und meinem Strick-Cardigan aus dicker Schafwolle (mit 35% Hanf). Nummer zwei meiner #makenine2019. Und eigentlich wollte ich zum Frühlingsanfang auch komplett mit der Winter Capsule Wardrobe durch sein, aber das hab ich nicht geschafft. Macht nichts, die 3 Teile, die noch fehlen, sind auch frühjahrstauglich.
Ich hatte wieder mal keine Anleitung, aber mein Ziel stand fest – eine Patchwork Strickjacke wie diese hier (aber besser!). Shein verkauft diese Strickjacke nämlich aus 100% synthetischen Fasern, Polyacryl und Polyester, gestrickt habe ich mit einem Garn aus 65% Schafwolle und 35% Hanf. Von einem kleinen dänischen Label namens Geilsk. Wieso Hanf? Ich habe mich in den letzten Monaten viel mit dem Aspekt der Nachhaltigkeit bei der Materialwahl auseinandergesetzt und bin dabei unweigerlich auf die Faser „Hanf“ gestoßen. Total fasziniert habe ich mir alle YouTube Videos angeschaut, die Informationen zum Hanf, insbesondere Textilhanf hergeben.
Hanf ist ein Rohstoff, der Jahrtausende lang eine große Fan-Gemeinde unter den Menschen hatte und erst vor kurzem (nach dem 2. Weltkrieg) aufgrund der Interessen einzelner Wirtschaftsmagnaten zur Teufelsdroge stilisiert wurde. Dadurch in der westlichen Welt geächtet, schreit er nun förmlich nach einer Vernunft basierten Renaissance. Schon die Pflanze birgt hervorragende Eigenschaften. […] aber auch die Fasern, die aus dieser Wunderpflanze gewonnen werden, sind mit Superlativen getränkt. Hanffasern sind die stabilsten Naturfasern.
HempAge
[…] Levi Strauß machte die „Urjeans“ aus Hanfstoff, den er zur Genüge auf Segelschiffen fand. […] Zudem ist die Hanffaser in der Lage Feuchtigkeit nicht nur schnell aufzunehmen, sondern auch schnell wieder abzugeben. So verwundert es kaum, dass auch Mode aus Hanf konkrete Vorteile mit sich bringt. Intensive Feuchtigkeits-Aufnahme und schnelle Abgabe erzeugen ein kühlendes Tragegefühl, das man in heißen Sommern nicht missen möchte. Dazu unterdrücken die Fasern die Entstehung von Gerüchen. Diese Vorzüge haben Sie, insofern Sie auf chemische Beschichtungen verzichten, ausschließlich bei Hanftextilien.
Polyacryl und Polyester vermeide ich ohnehin schon so weit als nur möglich, denn das ist erdölbasiertes Plastik und es gibt nicht viel Gutes dazu zu sagen. Bei mir entstand der Wunsch, Hanfkleidung tragen zu wollen, um zu schauen, ob das wirklich so supertoll ist alles – und da ich nun mal all meine Kleidung nur noch selbst herstelle, suchte ich nach Wolle und Stoffen aus Hanf. Die Auswahl ist da sehr überschaubar. Ein reines Hanfgarn gibt es von Lang Yarns (Canapa), das ist aber ein Sommergarn. Für eine winterliche Strickjacke wie meine hab ich mich daher für eine Woll/Hanfmischung entschieden. Gut für mich, schlecht für die Welt: das Garn gibt es nicht mehr, ich hab beim Ausverkauf (2 Euro/50g) richtig zugeschlagen. (Das Garn heißt „Hamp og Uld“ von Geilsk.)
Stricktechnisch hab ich mal wieder meine beliebte pi mal Daumen Methode angewendet, mich längen- und weitetechnisch an einer vorhandenen Jacke orientiert. Das Inspirationsmodell war mir für mich zu oversized aber im Nachhinein denke ich, die Ärmel hätten vielleicht doch noch weiter sein können? Dadurch dass es keine Passform mit Armkugel gibt, beult das etwas unter den Schultern hinten. Bei der Farbverteilung hab ich mich nach Augenmaß grob an der Vorlage orientiert.
Ein bißchen grübeln musste ich darüber, wie ich die Ränder und Bündchen mache, so dass ich nichts einrollt. Eine auf YouTube empfohlene Technik für glatt rechts ohne Einrollen hab ich ausprobiert, aber hat bei mir leider nicht funktioniert. Bzw. ich hab das im Urlaub angeschlagen wo ich ohne Bügeleisen war und nicht testen konnte, ob sich das wirklich wie versprochen glättet. Daher hab ich mich für vier Reihen 2re2li nach dem Anschlag entschieden. Für die offenen Kanten an den Vorderteilen hatte ich icord ausprobiert und wieder verworfen aus dem gleichen Grund. So wurde es am Ende eine Blende und Armabschlüsse in kraus rechts.
Die Methode für einen quasi nichtvorhandenen Halsausschnitt habe ich einer Strickzeitschrift entnommen, die ich mir im Urlaub gekauft hatte, das erschien mir perfekt, denn ich wollte keinen Rundausschnitt und V-Ausschnitt eigentlich auch nicht (kann sonst schnell nach Opa-Strickjacke aussehen). Bei dieser Methode werden die Vorderteile komplett gerade hoch gestrickt und das Rückenteil wird in den letzten 5 cm einfach geteilt. An die geteilten Hälften werden die Vorderteile dann jeweils angenäht. Alles klar?
Die Jacke trägt sich wie eine rustikale Wollstrickjacke, der Hanfanteil bewirkt, dass hier und da einige bastartige Fasern abstehen – der Kuschelfaktor könnte also höher sein. Aber soviel Öko muss einfach sein, das ist ja nicht nur eine Frage des Stils, sondern auch der Haltung. Da die Jacke meine Lieblingsfarben hat, passt sie natürlich nicht nur zu den gerade erst genähten Capsule Teilen, sondern lässt sich quer durch meinen Schrank kombinieren. Voraussetzung: das „drunter“ Oberteil ist nicht zu unruhig gemustert und die Farbpalette bleibt im Rahmen.
Verlinkt: Sew La La, Du für Dich, Einfach nachhaltig, Maschenfein
Was für ein tolle Jacke! Die Farben und die Flächenaufteilung sind Dir ganz ganz wunderbar gelungen. Alles so harmonisch und doch aufregend im positiven Sinn! LG Kuestensocke
Dankeschön! Ich mag die Farben auch total gerne und die Palette von diesem Garn war einfach perfekt für das Projekt.
Tolle Jacke! Und die wird beim Waschen bestimmt noch weicher, das haben diese Pflanzenfasern so an sich.
Ja, das hat mir die Dame von Geilsk am Messestand auch gesagt. Außerdem war sie zuversichtlich, daß die Jacke in die Waschmaschine kann, obwohl die Banderole vom Garn Handwäsche sagt…
Danke für den Hinweis auf das Geilsk-Garn – das hört sich nach einer tollen Qualität an! Und die Jacke find ich auch super, „grellow“, sehr stylish!
Was für ein cooles Outfit mit der weiten Jeans! Als Nichtstrickerin bin ich gerade mal wieder blass vor Neid. Denn die Jacke ist sehr schön geworden und die Farben harmonieren perfekt – sehr dienlich bei dieser Patchworktechnik.
LG Ina
Schöne Jacke in tollen Farben! Dagegen sieht das Original ziemlich lahm aus.
Liebe Grüße,
Ute
Ich finde deine Jacke traumhaft toll.Und Hanf ist wirklich ein super Rohstoff.Wenn du noch mehr verarbeiten möchtest kann ich dir die Hanf Natur von Atelier Zitron empfehlen.Es ist auch eine Wolle/ Hanfmischung(75%Schurwolle und25%Hanf.
Oh danke! Ich gestehe, ich hatte im Ausverkauf so zugeschlagen, dass noch ca 2-3 Projekte aus meinem Hamsterkauf entstehen können… das muss ja erst mal verarbeitet werden.
Wunderschönes Teil, definitiv besser als Deine Vorlage!
Funfact meinerseits: ich hab mich voll gewundert „Wie hat sie nur diese Patchworkoptik zusammengenäht, ich seh keine Nähte“ 🙂 Ach stimmt manche Leute können sogar stricken, finde ich eine unfassbare Handwerkskunst. Mein Favorit ist Deine Kombi mit der Schlaghose, das ist super lässig.
Haha, das ist süß! Da ich schon stricken konnte, bevor ich nähen gelernt habe – so in der Grundschule – kommt mir das natürlich nicht sonderlich schwer vor. Ich kann sogar ohne hinzugucken stricken, natürlich nur wenn kein Muster gefragt ist und habe das Ende der 80er Jahre auch im Schulunterricht nebenbei gemacht. Also nicht im Handarbeitsunterricht, sondern z.B. in Deutsch oder Geschichte 😉
HAMMER! Total gut! Kreativ! Cool! Ich bewundere, wie schnell und zielgerichtet du produzierst… anders kann man es nicht mehr nennen… ,-) für meine gelbe strickjacke werde ich wohl noch Wochen brauchen… lg Sarah
Huhu, ich hab ja auch Wochen gebraucht. Seit ungefähr Silvester hab ich an dem Teil gestrickt. Meine neue Nähen-nach-Plan Methode klappt ganz gut, damit spare ich echt Zeit und bin produktiver. Aber mal sehen, wie ich das im Frühjahr/Sommer durchziehe, wenn ich statt Nähen so viele andere schöne Dinge tun könnte. Da werde ich in der Produktion sicher wieder langsamer.