Ich bin ein Fan von Nickistoff. Weich, kuschelig, hält schön warm, sieht aus wie Samt (viel edler, aber genauso bequem wie Sweat) und es gibt ihn sogar in toller 100% Biobaumwollqualität. Schon ganz zu Beginn meiner Nähkarriere als Teenager hab ich mir Nickipullover genäht. Meine Freundinnen waren damals begeistert, so dass wir diese Teile dann im Rudel genäht haben (stimmts Rosamäh)?
Besonders schöne Nickis gibt´s bei Lebenskleidung und ich hab im letzten Jahr ein paar mal dort im Lagerverkauf in den Restekisten gestöbert. Dort werden größere und kleinere Stücke, z.T. mit Fehlern oder Löchern, zum kleinen Preis verkauft. Für Babyhosen reicht es fast immer, aber manchmal auch für mehr. Z.B. wenn man zwei Stücke der gleichen Farbe findet oder zusammen passende Stoffe. Ich hab über mehrere Besuche im Stofflager verschiedene Stoffreste „gesammelt“ und hatte zwischendrin auch mal die Idee, einen Patchworkpulli aus Nicki zu machen.
Aber zu meiner aktuellen Garderobe mit karierten, gepatchten oder knallfarbenen Hosen wollte ich erstmal noch passende schlichte Pullover haben und hatte genügend große Reste für einen hellgrauen und einen schwarzen Pulli. Für den grauen Nicki hatte ich mir das Modell „Georgia“ aus der La Maison Victor ausgesucht. Die Ärmel musste ich etwas kürzen auf die Länge des vorhandenen Stoffstücks. Das war mir egal, denn ich mag kürzere Ärmel sowieso lieber (lange Ärmel schoppe ich eh immer hoch). Und obwohl ich es besser wusste, durch die Puzzelei, wo und wie ich am meisten Länge aus dem Stoffrest herausholen kann, hab ich den Stoff für die Ärmel leider in falscher Strichrichtung zugeschnitten. Ich schneide Nicki immer gegen den Strich zu, das ergibt einen dunkleren, satteren und gleichmäßigeren Eindruck. Im Strichverlauf wirkt der Stoff heller, glänzender und reflektiert mehr Licht. Zum Glück ist dieser hellgraue melierte Farbton noch recht unkritisch, es fällt am fertigen Kleidungsstück nicht wirklich auf. Aber bei einer kräftigen Farbe würde man das definitiv sehen, dass die Richtung anders ist als beim Vorder/Rückteil.
Man muss bei Georgia einen Reißverschluss in die Schulternaht einnähen, damit man den Pulli über den Kopf ziehen kann. Ich fand, dass so ein eng am Hals liegender Pulli für den Winter bestimmt ganz gut ist. Das ist auch total angenehm bei dem Material und wunderbar wärmend, ich muss aber zugeben, dass ich nicht so richtig begeistert bin, was die Optik angeht. Irgendwas stört mich, es verkürzt den Hals optisch ein bißchen und ist nicht so richtig vorteilhaft. Vielleicht wäre dann doch ein richtiger Rollkragen mit etwas Volumen schöner gewesen. Und obwohl ich bewusst ein ganz schlichtes Teil haben wollte, das universell zu allem passt: ich fand den Pulli bei der ersten Anprobe so schrecklich langweilig. Wenn man sich eine graue Maus vorstellt, dann hat sie DIESEN Pulli an. (Der neue Brillenschlangen-Look tut da natürlich auch noch was dazu).
Doof, oder? Wieso hatte ich daran nicht vorher gedacht? So kam ich auf die Idee, ihn zumindest noch mit einem kleinen Detail aufzupimpen und habe eine Ethno-Borte an die Ärmelbündchen genäht. Die Borte ist nicht elastisch, aber ich habe den Armabschluss auch nicht sehr eng gemacht, das ist also nicht unbequem. Und in Kombination mit der gelben Hose (nicht selbst genäht) ist es auch gar nicht mehr so schlimm mausegrau. Trifft auch übrigens auf meine rostfarbene Jeans zu, denn die ist auch ein guter Kombipartner. Eigentlich wollte ich euch noch eine sehr schicke Kombi mit meiner schwarzen Culotte und Wildlederstiefeln zeigen. Aber der soeben erst reparierte bzw. neu eingesetzte Nahtreißverschluss der Culotte ist mir beim Anziehen fürs Shooting direkt wieder kaputt gegangen. (Ja, Kruzifix!) Vielleicht hol ich das noch nach… wenn ich Muße finde, zum dritten Mal einen RV in dieselbe Hose zu nähen.
Bluse + Pulli = Blulli? Oder Puluse?
Mein zweiter neuer Pulli ist eine Version von „Frau Holly„, eigentlich ein Schnittmuster für Blusen (aus Viskose). Aber warum nicht aus Nicki? Einzige Änderung: der Ärmelabschluss hat keinen Tunnel mit Gummibund sondern einfach ein Bündchen aus schwarzem Nicki. Die Ärmel sind aus dem Stoff „Velvet Stripes“ (auch Biobaumwolle mit Recycling Polyester), der aber offenbar inzwischen leider ausverkauft ist.
Ich wollte eigentlich ein Bündchen ansetzen an der Hüfte, hab es sogar schon zugeschnitten aus Bündchenware, mich dann aber entschieden, das Oberteil einfach zu säumen, wie bei der Bluse. Denn der Pulli erinnert mich stark an den Felicia Sweater, der eine ganz ähnliche Silhouette hat (aber Raglanärmel, für die der Velvet Stoffrest nicht gereicht hätte). Ich mag die Kombination der halb transparent gestreiften Ärmel mit blickdichtem Hauptteil sehr und finde auch, dass mir die Silhouette einfach besser steht als die von Georgia.
Was ich besonders mag an meinen neuen Pullovern, ist die Tatsache, dass sie aus „aussortierten“ und fehlerhaften Stoffstücken genäht wurden. Seit ich nebenbei in einem Stoffladen arbeite, weiß ich auch, wie oft ein fabrikneuer Stoff Fehler und Mängel hat, mit denen man ihn nicht mehr regulär weiterverkaufen kann. Ich hab aber leider auch den Hang, zu vielen solcher „geretteten“ Stoffe in meinem Stoffschrank ein Zuhause zu geben und freu mich, dass aus diesen hier endlich schöne tragbare Kleidung entstanden ist, die mich noch kuschelig durch den gräulich grauen Restwinter bringt.
Weils gerade so gut passt, stelle ich euch hier den „Graue Maus“ Song vor. Den hat meine Freundin Daniela komponiert. Dab, daba daba daaa, da daba daaa…
Verlinkt: 12ausdemStoffregal, Einfach Nachhaltig, Creative Lovers
P.S.: wusstet ihr schon, dass 12ausdemStoffregal in diesem Jahr eine monatliche Linkparty ohne festes Thema ist? Hauptsache du vernähst nichts neu gekauftes sondern ein gut gelagertes Stöffchen. Da ich ja dieses Jahr gar keine Stoffe kaufe – also genau meine Party!
Hallihallo , wow…♥ . Werd jetzt öfters mal bei dir vorbeischauen.
P.S. Dein „Blulli“ sieht total klasse aus…..*top* Glg Tanja