Dass mir japanisches Modedesign gefällt, dürfte ja inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Das super schöne Buch „Color Blocking“ steht schon über ein Jahr in meinem Regal und seit ich es habe, wollte ich unbedingt dieses Top mit überdimensionalem Zickzack (Chevron) Muster nähen.
Als ich zuletzt meinen Kleiderschrank aussortiert habe und diverse Leinenhosen zum Upcycling freigeben musste (zu klein), kam mir die Idee, das Top könnte doch ein perfektes Refashion Projekt werden!
Diese Leinenhose mit Elefantenbeinen hab ich vor ca 15 Jahren sehr gerne getragen. Sie ist schon lange zu eng, aber ich konnte mich nicht davon trennen.
Für das Top habe ich sie auseinandergetrennt und ein Hosenbein schwarz gefärbt. Ich hatte 3 Leinenhosen und wollte zunächst den schwarzen Teil aus einer der anderen Hosen machen, aber die Stoffqualitäten/Stärke waren unterschiedlich und ich entschied mich, möglichst nur ein Material zu verwenden. Dennoch landete eine ganze und diese halbe Hose im Färbegang der Waschmaschine mit Simplicol Farbe.
Vorher Nachher
Als ich mir schließlich das Schnittmuster näher betrachtet habe, musste ich mich aber schon ein bißchen wundern.
Diese Maße sollen wem passen?! Ultraweit und megakurz schien mir irgendwie nicht so ne gute Kombi für mich. Und hab deshalb das ganze Muster umgerechnet. Meine Dreiecke sind nun nicht mehr rechtwinklig, aber das ließ sich nicht ändern.
Ich hab mir eine Frau Frida, die ja auch schon ein ziemlich kastiges Top ist, ausgemessen und meine Flächen 63 cm breit und 58 cm lang angelegt. Das Oberteil hat keinerlei Schnitt, sondern ist nur ein Rechteck mit Löchern für den Kopf und die Arme.
So richtig konnte ich mir noch nicht vorstellen, ob das am Ende gut aussieht, aber ich dachte, wenn nicht, könnte ich eben eine Frau Frida daraus zuschneiden.
Für den Zuschnitt der Dreiecke hab ich mir eine Schablone gebastelt an die die Nahtzugabe schon angezeichnet war. Immerhin 56 Einzelteile (40 große und 16 kleine Dreiecke) mussten zugeschnitten werden. Ich hatte das vorher nur grob geschätzt und war der Meinung, mein Material müsste reichen. Aber ich musste tatsächlich sogar die Gesäßtaschen abtrennen und verwenden und 3 schwarze Dreiecke aus der anderen mit gefärbten Hose zuschneiden.
Leinenpatchwork ist nichts für Patchworkanfänger, denn der Stoff verzieht sich schon recht ordentlich. Ich musste super akkurat schneiden und nähen.
Beweisfoto Inside/Out
Zum heutigen Me Made Mittwoch komme ich bestimmt als Schlusslicht, aber da schon so viele Stunden in Zuschnitt und Nähen des Tops geflossen sind, wollte ich es schönstmöglich in Szene setzen und hab mich für ein Shooting außerhalb meiner bekannten Fotoecke enschieden.
Der weite Halsausschnitt rutscht schonmal von der Schulter, aber das find ich lässig
Die Friedhofsmauer am Ende der Straße bietet sich eigentlich optimal als Location an. Dort ist auch nicht viel Verkehr (außer Jogger und Radfahrer). Als ich fertig war, stieg der Fahrer aus dem gegenüber geparkten LKW und drückte mir eine Handvoll Karamelbonbons in die Hand. Aus Ukraine! Ich sollte öfter draußen fotografieren.
Die Hose ist übrigens auch neu. Auch ein japanischer Schnitt aus einem anderen Buch. (hier schonmal genäht). Aber über eine schwarze Chinohose gibt es nicht viel zu schreiben. Stoff war vom Stoffmarkt Holland und hat viel Stretch – die Hose ist also ultrabequem! Und schließt eine Lücke im Kleiderschrank. Ich hatte mal eine ähnliche gekaufte, die wurde aber zu Tode getragen.
Nach dem Shooting musste ich erstmal zur Online Chorprobe und in meiner Wohnung ist es immer kühl, ich brauchte ein Jäckchen. Guckt mal, ist meine Trilogy Strickjacke vom Knitalong 2018 nicht die perfekte Outfit Ergänzung?
So, dann geh ich jetzt mal stöbern, was die anderen im Mai so genäht haben. Und – als hätte ich es gewusst – im Juni gibt es eine Neuauflage der Refashioners! Auf meinem Juni Nähplan stehen noch jede Menge Upcycling & Refashion Projekte, unter anderem aus original bayrischen Dirndln… das wird hier also spannend 🙂
Huhu Kathrin… Ich komme erst jetzt zum Lesen… Wow, wow, wow! Ich hab mch schon beim ersten Bild so richtig gefreut! Großartige Puzzelei! Ich finde draußen fotografieren auch total spannend… An meinem Geburtstag (Sonntag) waren wir im Park mit meiner Mutter, während dem Shooting von meinem neuen Rock an einer Freilichtbühne, fing ein Zumba Trio an zu tanzen, und zu filmen, meine Mutter und ihr Freund haben dazu standard getanzt, und wir fotografiert… Alle haben sich gegenseitig applaudiert… Total schön! Das erlebt man nur, wenn man rausgeht! LG Sarah
Das klingt nach einem gelungenen Geburtstags-Sonntag. Auf die Fotos bin ich schon gespannt!
Meinen größten Respekt! Man kann wirklich kaum erkennen, dass es nicht nur ein Druck ist. Wahnsinn, welche Geduld und Präzision!
Wahnsinn, wie viel Zeit Du für Deine Projekte aufwendest, die investierte Zeit hat sich gelohnt. Dein Shirt sieht klasse aus und die Draußen- Fotos sind ebenso sehr gelungen.
LG
Sandra
Ein super spannendes Projekt, schön, wie du alles aufgeschrieben hast! Und die Fotos dort zu machen hat sich auch gelohnt, das sieht insgesamt echt gut aus.
Deine Fleißarbeit habe ich ja schon auf Instagram gelobt. Dass das Shirt gar keinen Schnitt hat, sieht man wirklich nicht. Ich hätte nur selbst bedenken, ob sich die ganzen Nahtzugaben gerade bei Leinen nicht auch etwas unangenehm anfühlen? Bin aber auch mit sehr empfindlicher Haut ausgestattet …
Der Stoff ist überhaupt nicht kratzig, es gibt Leinen, das so speziell vorgewaschen oder enzymgewaschen (oder sandgewaschen) ist – kennst du sowas? Es hat den Stand vom Leinen, die Oberfläche ist aber wesentlich weicher und die Knitter sind viel weniger scharfkantig… Außerdem bügle ich bei Patchwork-Kleidung immer die Nahtzugaben auseinander, das wird nicht im Schnelldurchgang mit der Overlook zusammengenäht. Aber ich weiß was du meinst, mit kratzigem Leinen hätte ich das auch nicht genäht.
Ah okay, da weiß ich was du meinst 🙂
Tolles Refashion-Objekt, dem man sein zweites Leben nicht ansieht und die Jacke dazu ist natürlich der Knaller! Das ist bestes Futter für meine Vorliebe für japanische Schnitte und die Verwendung ausgedienter Materialien.
LG Malou
Wie schön, jemand der meine Faibles teilt!
Wow, was für ein schönes Shirt. Beeindruckend, dass es zudem ein Upcycling ist. Viele Upcycling-Projekt sehen für meinen Geschmack zu „gebastelt“aus. Deines nicht. Ich bin schwer angetan. Liebe Grüße Manuela
Ja, da geb ich dir Recht. Zu gutem Upcycling gehört für mich auch immer gutes Design. Ich bin da gerade angefixt und hab noch ein paar tolle Projekte in der Mache.
Das ist ja toll geworden!
Herzlich Grüße
Sabine
Danke liebe Sabine!
Ich dachte zuerst, der Stoff hätte die Zacken drauf gedruckt. Aber die sind alle zusammen genäht, was für eine Arbeit! Und die Jacke dazu, ich musste kurz laut lachen, das passt ja wie die Faust aufs Auge 😉 LG Ina
Ja, die Nähte verschwinden optisch tatsächlich fast. Ich hab auch deshalb extra das Inside-Out Bild gemacht, weil ich mir sicher war, das glaubt mir sonst niemand.
Sehr sehr cool geworden. Die Mühe hat sich gelohnt. Das Modellfoto ist mal wieder so gut in Szene gesetzt dass man das Format des Shirts nicht richtig erahnen kann.
Liebe Grüße
Elke
Ich konnte das auch irgendwie nicht glauben. Mit den ursprünglich fast 20 cm Mehrumfang wäre das für mich ein Zelt!
Respekt! Wer schon mal versucht hat, verschiedene Leinenstücke zusammenzusetzen, weiß, wie nervenaufreibend das sein kann. Aber das Top ist nicht nur schick, sondern im positiven Sinne zeitlos – ich hoffe, du hast lange Freude daran!
Ja, beim nächsten Patchwork Versuch mit Leinen werde ich mal testen, ob eine Vorbehandlung mit Bügelstärke vor dem Zuschnitt nicht Abhilfe schafft. Hinterher ist man halt immer schlauer… Und zumindest größentechnisch werde ich ja nicht so schnell aus dem Oversize Top rauswachsen wie zuvor aus der Hose.
WOW! Was für ein stylisches Top! Und dann auch noch die perfekt passende Jacke dazu. Toll!
LG Marlene
Die sind wie für einander gemacht – war trotzdem Zufall. 😉
Solche grafische Experimente finde ich immer toll. Dein Shirt macht Lust, es auch mal zu probieren. Die Zacken finde ich besser als in der Vorlage, aber zu spitz sollten sie auch wieder nicht werden. Die Jacke dazu beruhigt das Ganze. Ein Designeroutfit!
Das mit der Jacke fand ich auch irre, als hätte ich die Teile absichtlich aufeinander abgestimmt. Das Buch hat noch mehr solcher Projekte mit tollen grafischen Effekten. Ich bin da noch nicht mit durch….
Da hast du aber ganz schön gebastelt, um die tolle Bluse zu nähen, und deine Tarnjacke passt ja perfekt.
LG, Heike
Ich mag Gebastel… wenn das Ergebnis sich lohnt!
Ich kann mich den Vorrednerinnen nur anschließen, das Top ist echt toll geworden und die Fotos auch. Da bin ich gedanklich doch gleich meinen Stapel mit aussortierten Hosen durchgegangen, ob sich was passendes findet. Und ich habe tatsächlich zwei Hosen aus demselben Material in blau und weiß (auch schon lange zu klein), die weiße wollte ich eigentlich einfärben, aber das lasse ich jetzt sein.
Liebe Grüße und Danke für die Inspiration,
Ulrike
Ach wie schön! Ich freu mich immer sehr, wenn meine Werke andere inspirieren. Das entschädigt ja auch etwas für den ganzen Aufwand 🙂
Tolles Shirt! Tolle Fotos. So bist du zwar zeitlich das Schlusslicht, aber sicher nicht in Bezug auf dein aktuelles Projekt, das mich sehr inspiriert. Es sieht nicht nach klassischem Patchwork, sondern sehr stylisch aus. LG Carola
Ja, oder? Weder nach Patchwork noch nach Upcycling… so ein Top hätte ich mir auch gekauft.
Was für eine Arbeit! Vor super akkuratem Arbeiten beim Nähen schrecke ich eher zurück, daher bewundere ich deine Geduld.
Das Top ist dir richtig gut gelungen und ergänzt eine schwarze Hose perfekt.
Und was für ein Glück, dass du genau die passende Jacke schon im Schrank hast-ich bin begeistert.
LG von Susanne
Was ich ganz vergessen hatte zu erwähnen: ich hab sogar beim Absteppen die Fadenfarbe am Ärmel gewechselt und an Hals und Saum die schwarzen Zacken übersprungen, damit man keine Nähte sieht. Ich hab diese Fleißarbeit auch nur durchgehalten, weil ich mir das Ergebnis so cool vorgestellt habe und mein Perfektionismus nicht zugelassen hat, dass ich es schlechter ausführe, als ich kann (weils schneller geht). Ich bin nämlich eigentlich gar nicht wirklich geduldig.
Was für ein tolles, aufregendes und ja schon fast geschichtsträchtiges Modell – großartig, was aus der alten Hose geworden ist! Ich muss ja gestehen, dass ich schon viel Upcycling gesehen habe, was mir nicht gefallen hat, aber dieses finde ich wirklich super! Dass dann auch noch die Jacke so perfekt passt, ist noch das Sahnehäubchen 😉
Herzlichst, Anne
Ja, ich verstehe total was du meinst. Es gibt ganz viel gruseliges Upcycling… aber eben auch richtig tolle und beeindruckende Sachen. Und in Anbetracht all der vielen Textilien, die es schon (zu viel) gibt auf dieser Welt, beschäftige ich mich gern damit, sie wieder zu verwenden und nach Möglichkeit zu verschönern.