Ich näh mir den Sommer

Heute kann es regnen stürmen oder schneien, denn ich strahle selber wie der Sonnenschein. 😉
Ich weiß, das ist eigentlich ein Geburtstagslied – aber die Zeile passt so schön. Zur Urlaubssonne, die ich mir herbeigenäht habe. Und die ich euch heute beim MeMadeMittwoch im August zeigen möchte.

Vielleicht könnt ihr es euch denken – es ist ein Resteprojekt. In dem Fall keine Reste von vergangenen Projekten, sondern Reste, die ich als solche gekauft habe. Hier ist glaube ich viel Lebenskleidung Jersey dabei. Ich hab aber vor kurzem auch einen Stoffproduzenten aus der Nähe von Chemnitz entdeckt – also eine Fabrik, die in Deutschland Stoffe produziert. Wow. Da musste ich zur Probe ein Restepaket bestellen.

Um ein paar schöne Reste-Shirts zu produzieren, hab ich verschiedene Design Entwürfe gemacht. Ich wollte wissen, ob man auch aus Jersey Patchwork Teile machen kann, so wie meine Sweater. Dafür muss das Top möglichst quadratisch sein.
Beim Streifentop mit Sonne hab ich inspiriert von einem knallig rosafarbenen Jersey zwei verschiedene Seiten angedacht, quasi Sonnenauf- und Untergang. Die gelbe Sonne war ursprünglich doppelt so groß, aber das hab ich ausprobiert (zugeschnitten, geheftet) und wieder verworfen, weil es auf dem Körper dann nicht so gut gewirkt hat in der Größe.

Das untere Motiv ist auch schon zugeschnitten aus Viskosejersey – ich weiß echt nicht, ob das was wird aus dem flutschigen Stoff. Aber das werd ich auch erst nach meinem Urlaub rausfinden. Für den Urlaub wollte ich eigentlich einen neuen Bikini nähen. Denn ich fahr ans Meer. Also an die See, genauer gesagt. Die Nordsee. Verwöhnt von den letzten heißen Sommern war ich da von Strand und Bikinurlaub ausgegangen. Der Wetterbericht für nächste Woche? 16 Grad und regnerisch. Wie gut, dass ich mich mit dem Bikini nicht mehr gestresst habe.

Ich hab das Teil zunächst komplett als „Quadrat“ belassen und anprobiert. Das sah noch etwas komisch aus, deshalb hab ich minimal Form in der oberen Hälfte gegeben. Gerundeter Halsausschnitt, abfallende Schultern und angedeutete Armlöcher.

Das Patchworktop hat funktioniert, allerdings ist es schon ein bißchen schwerer zu nähen als mit Sweat. Nachdem ich fast alle Teile bis auf die vordere Mitte schon zusammengenäht hatte, fiel mir auf, dass ich das Motiv viel schöner finde wenn ich die beiden Teile genau an der anderen Seite zusammenfüge.

Leinen – der Sommerstoff!

Eigentlich nähe ich mir jeden Sommer was aus Leinen, das ist einfach der beste Stoff für warme Tage. Letztes Jahr hab ich beim Textilhafen in der Kilokiste für Leinenkleidung ein paar Teile rausgefischt, die ich farblich zusammenpassend gewählt habe, um daraus was zu patchworken.

Ich hab mir die Teile neulich genauer angeschaut und auch anprobiert. Nach den Größen hatte ich beim Kauf überhaupt nicht geschaut, das war ja als Materialeinkauf gedacht. Die Hose hat mir perfekt gepasst. Sie ist von Esprit und hat überhaupt keine Mängel. Zu schade zum zerschneiden. Sie ist 50% Leinen und 50% Baumwolle und obwohl ich den Gummizug an de Wade erstmal komisch fand, trag ich sie bereits sehr gern.

Vorher – ein riesiges Teil, die gelbe Tunika – aber das Potential konnte ich sehen!

Das Kleid in A-Linie steht mir sowas von gar nicht und das hellblaue Streifenhemd hat einige Flecken – die sind also wieder in die Kiste geflogen. Das gelbe XXXL große Teil hat allerdings die pefekte Farbe – und Potential für ein simples Refashioning.

An den Schulternähten hab ich nicht aufgetrennt. Aber gekürzt und die Armlöcher und Ärmel einmal neu (grob nach Schnittmuster Norma/Fibre Mood) zugeschnitten.

Ein absoluter Winner. Ein süßes Sommer-Blusentop, das mir gute Laune macht!

Genäht hab ich das schöne Teil vor kurzem auf einem fantastischen Näh-Wochenende. Zu dem ich eher Näh-Retreat sagen möchte.

Bei Annemarie am Störmthaler See war es ganz zauberhaft. Mein Hauptprojekt an jenem Wochenende war aber eine Leinenjeans. Da hatte ich mich für einen etwas speziellen Schnitt entschieden – die Hose „Sanna“ von Mönsterfabriken.
Der sieht so schön lässig aus. Eigentlich wie eine Männerhose. Ich hatte letztes Jahr bei 1000Stoff einen wunderschönen verwaschenen und eher groben Leinen aus der „Designerleftover“ Ecke ergattert. Der sollte nun eine Sanna werden. Ich hab mich an der Maßtabelle orientiert und eine Größe 102 genäht. Nie von diesem Größensystem gehört, aber gut. Der Schnitt ist aus Schweden.

So sitzt die Hose, frisch genäht und ohne die kleinste Änderung.

Ich bin zwar inzwischen eigentlich routiniert im Jeans nähen. Aber erstens – an dem Wochenende waren es 37 Grad!!! – da geht gar nix mal eben schnell. Und zweitens ist es eben doch immer ein ganz schöner Aufwand. Ich hab mit Topstitching Garn gearbeitet und musste daher häufig umfädeln. Zuhause hätte ich zwei Nähmaschinen benutzt. Ich wurde nicht ganz fertig und hab zuhause noch den Bund gesteppt, gesäumt, die Gürtelschlaufen angenäht. Und war zufrieden mit der Hose.

Klar, Leinen knittert. Der Look ist etwas rustikal, aber halt lässig.

Die Hose ist superbequem, sitzt locker, hat genug Spielraum, kneift nirgendwo. Umso überraschter war ich, dass sie sich beim Tragen doch noch wirklich wahnsinnig weitet! Mindestens ein bis zwei Kleidergrößen mehr an einer sowieso schon weiten Hose – das macht mir eher gemischte Gefühle. Dazu noch die Leinentypischen Falten und Beulen, hm.

Ich hatte die Fotos schon in einer Instagram Story gezeigt und gefragt, ob das so immer noch lässig ist oder ich das lieber dringend waschen soll. Es gab geteilte Meinungen dazu. An der Sache lässt sich vermutlich auch nichts ändern. Ich könnte die Hose enger nähen, aber selbst wenn sie dann richtig körernah sitzen würde, „wachsen“ würde sie ja doch wieder beim tragen. Was würdet ihr tun?

10 Gedanken zu „Ich näh mir den Sommer“

  1. voll toll! meine Favoriten sind das Sonnenuntergangs-Teil, mega-schön, und die gelbe Leinen-bluse, besonders zur Bluejeans! richtig schön!
    Dass Leinen wächst und beult, waf ja bekannt…hilft nix, ist halt so. deswegen sind Leinenhosen in der Regel ja auch eher in diesen weiteren Schnitten verbreitet, wo sie einfach lockerflockig fallen und die Knie nicht so ausbeulen

  2. Was für eine irre tolle Idee mit der Sonne – ganz besonders die rosa Sonne hinten und die gelbe vorne.
    Und noch dazu hast du unfassbar viele andere Teile genäht! Eines schöner als das andere!
    Ich bewundere Deine Produktivität und deine Kreativität <3
    Liebe Grüße
    Sandra

  3. So cool! Alles!
    Die Hose würde ich so lassen – weiss nicht genau warum. Das ist dieser Leinen Effekt. Du trägst sie doch mit Gürtel, so kannst Du sie immer ein bisschen enger machen.
    Es sei denn, Du fühlst Dich unwohl damit. Das stellt sich ja schnell raus … dann lohnt sich ein Ändern.
    Viele Grüße!!!

  4. So wunderschönes upcycling hast du betrieben. Das Shirt mit der Sonne ist sooo toll, damit lockst du bestimmt den Sommer wieder hervor.
    Der Textilhafen scheint ja ein toller Laden zu sein. Falls ich irgendwann mal nach Berlin komme, möchte ich da unbedingt hin.

    LG, Heike

  5. Mir gefallen ja viele Deiner Recycling-Projekte, aber in Deine herbeigenähte Sonne habe ich mich gerade schockverliebt. Großes Kino! Ich würde die Hose so lassen, mit den hoch gekrempelten Beinen finde es sogar ziemlich cool. Liebe Grüße Manuela

  6. Das Sonnentop hat mich heute Nacht schon angesprochen, als noch nicht mehr zu sehen war 😉 Jetzt läuft ihm die gelbe Bluse fast den Rang ab. Bestes Recycling, wie zu erwarten 🙂
    Ich habe auch eine selbstgenähte Jeans aus Leinen-Denim, eine Morgan von Closet Core Patterns. Einerseits hatte ich nach dem coolen weiten Look gesucht, finde sie aber auch stellenweise fast zu weit an den Beinen. Den Bund hält zum Glück die Einlage in Form. Ich habe für mich beschlossen, dass die Weite und das Ausbeulen einfach zu dieser Hose gehören und dass das dieser gewisse Stil ist 😉
    Liebe Grüße, heike

  7. Ich bin auch am begeisterndsten von dem Shirt mit Sonnenauf- und – untergang. So toll. Zu den Fragen mit der Hose kann ich leider nicht weiterhelfen. Und das Wochenende am See habe ich auf Insta verfolgt, es sah so schön aus, lg Anja

  8. Du bist echt die Recycling Queen!! Tolle Teile sind dir wieder gelungen. Die Leinenhose… mir gefällt sie gut, weiß aber was du meinst da ich auch so ein Teil besitze. Sie kommt gefühlt nach einmal Tragen in die Waschmaschine um sie wieder passend zu kriegen. Das funktioniert auch 😉
    LG
    Christine

  9. Guten Morgen Kathrin,

    zunächst finde ich das Shirt mit Sonnenauf- und untergang total cool! Und auch die süße gelbe Bluse finde ich super – wie gut, dass Du nochmal anprobiert hast!

    Bei der Leinenhose bin ich sehr unentschieden. Ich finde sie nach wie vor lässig und mit Gürtel gut zu tragen, aber ich verstehe die Skepsis, wenn sie so gar aus der Form gerät. Ich glaube, dass die Faulheit siegen und ich es so lassen würde 🙂

    Liebe Grüße, Anne

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