Dass mir japanisches Modedesign gefällt, dürfte ja inzwischen kein Geheimnis mehr sein. Das super schöne Buch „Color Blocking“ steht schon über ein Jahr in meinem Regal und seit ich es habe, wollte ich unbedingt dieses Top mit überdimensionalem Zickzack (Chevron) Muster nähen.
Als ich zuletzt meinen Kleiderschrank aussortiert habe und diverse Leinenhosen zum Upcycling freigeben musste (zu klein), kam mir die Idee, das Top könnte doch ein perfektes Refashion Projekt werden!
Am meisten von allen derzeitigen Verboten (bzw. Covid-19 bedingten Einschränkungen) nervt mich das Spaßverbot. Also nicht, dass das offziell im Maßnahmenkatalog stehen würde, diese Einschränkung besteht offensichtlich auf freiwilliger Basis. Ist auch verständlich, ein bißchen, denn so richtig witzig ist die Situation auch zugegebenermaßen nicht. Es gibt aber kaum andere Gesprächsthemen und selten bis nie höre ich optimistische Einstellungen… Aber mein Credo ist, mich nicht zu doll auf negative Dinge zu fokussieren, die ich ohnehin nicht ändern kann. Sondern lieber den Blick auf die guten Dinge zu richten und damit der Lebensfreude mehr Raum zu geben, als dem Frust über Unabänderlichkeiten.
Ich war eigentlich ziemlich fleißig im April und habe so einiges produziert, allerdings kein neu genähtes Kleidungsstück für mich. Wie man an meiner Post-Frequenz (what?! 4 Beiträge in 6 Tagen!) sehen kann. Das soll sich im Mai aber ändern, denn meiner Sewing Liste hänge ich ja schon wieder sowas von hinterher…
Einige Reparatur- und Refashionprojekte stehen auf dem Programm und das erste davon kann ich euch heute zeigen. Es ist eine geerbte Bluse von meiner Oma. Dazu muss man wissen, dass die Blusen meiner Oma eigentlich modisch in den 60-80ern anzusiedeln waren, sie war Hausfrau, hat in der Landwirtschaft gearbeitet und rein gar nichts auf Mode gegeben. Es wurde alles aufgetragen, bis es auseinander fiel. Oder sie hat sich getragene, aussortierte Blusen von anderen Omas schenken lassen, damit sie sie weiter auftragen kann. Neu kaufen? Wozu.
In ihren letzten Lebensmonaten jedoch ist sie so dünn geworden, dass ihre Blusen wie Zelte aussahen und meine Tante ihr kurzerhand im DW-Shop (einem online Weltladen mit Textilien für die ältere Dame) neue bestellt hat. Doch auch Größe S war Oma noch zu groß und die Blusen landeten bei meiner Mutter zum Abändern. Einige, darunter diese hier, wurden daher gar nicht mehr von Oma getragen.
Hui, fast wär es noch knapp geworden mit dem Finale der Herzen vom Frühjahrs Knit Along. Ich hatte nämlich ziemlichen Murks fabriziert mit meinem Pullover – ab dem Zeitpunkt, wo ich dachte, ich hätte den Muster-Rapport jetzt verinnerlicht und müsste nicht mehr für jede Reihe in die Strickschrift schauen. Tja. Falsch gedacht. Klar, der Pulli hat ziemlich weite Ärmel, aber Glockenärmel? Eigentlich nicht…. Erst ab der Mitte des zweiten Ärmels wurde mir klar, dass ich alle paar Reihen einige Umschläge zu viel gemacht und dadurch natürlich Maschen zugenommen habe. Was die ungeplante Glockenform erklärte. Das war ja auch mal modern (in den 90ern?) aber ich habs lieber wieder aufgeribbelt und neu gestrickt.
Wegen Social Distancing fiel dieses Jahr ein Familientreffen zu Ostern aus. Ich hab das lange Wochenende dann genutzt, um für Neffen und Nichte hübsche Sachen zu nähen, die sich am Dienstag nach Ostern auf eine lange Postreise gemacht haben. Ich weiß, die Paketdienste sind überlastet, aber dass es sage und schreibe 10 Tage dauern kann, bis kleine Pakete (genau genommen Maxibriefe) zugestellt werden, ist schon Rekord. Ich freu mich aber, dass alles doch noch angekommen ist und nichts verloren ging. Denn das wäre doch schade gewesen.
Die letzte Aprilwoche ist seit einigen Jahren die „Fashion Revolution Week“ und erinnert an das große Unglück der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch in 2013. Das war bei mir ja auch wirklich der Wendepunkt in Sachen Kleidung shoppen. Zunächst bin ich auf Second Hand Mode umgestiegen, aber seit Beginn des Holycows Blogs bin ich durch die kontinuierlichen Nähprojekte inzwischen fast bei einer komplett selbst genähten Garderobe angekommen. Das macht mich immer wieder stolz und glücklich. Aber nicht nur die Zustände in den Textilfabriken, in denen Kleidung genäht wird, sind verheerend. Bereits die Stoffproduktion, der stark pestizidbelastete Anbau von Baumwolle, der Einsatz giftiger Chemikalien bei der Verarbeitung und beim Färben – es wird wirklich gruselig, wenn man in tiefer in die Thematik einsteigt… und die Frage nach den Alternativen stellt sich.
Eigentlich hatte ich ein ganz anderes Outfit geplant für den heutigen Me Made Mittwoch im April. Und dieses Top hier hab ich schon vor zwei Wochen genäht. Als ich noch mit Elan und „mir-doch-egal-ob-ich-zu Hause-bleiben-muss“-Attitüde Projekte auf meine gedankliche Liste setzte und mir kaum ausmalen konnte, wie viel ich vor lauter StayAtHome Zeit so alles produzieren würde. Kam aber nicht dazu. Eigentlich hat sich in meinem Leben nicht viel geändert – ich bin ja sowieso die meiste Zeit im Home Office. Was für mich wegfällt, ist mein Freizeitbereich und das damit verbundene Sozialleben. Mitbewohner habe ich auch keine mehr, nicht mal eine Katze (Silberfische, Mehlmotten und Spinnen zählen nicht als Mitbewohner, oder?). Die rasanten Entwicklungen haben mir daher ein bißchen zugesetzt und ich habe dann doch einige Zeit damit verbracht, mich über das Virus und was die Experten dieser Welt darüber zu wissen glauben, zu informieren, um zu verstehen, warum ich eines morgens im März in einer Diktatur aufgewacht bin. In der mich die Polizei von einer Parkbank vertreiben und demnächst auch noch Bußgeld kassieren darf, sofern ich mich wage, darauf zu setzen. So ganz überzeugt bin ich nicht von der Radikalität der Maßnahmen und beobachte interessiert den schwedischen Weg, in der Hoffnung, dass er sich als erfolgreich erweist und wir ihm vielleicht auch bald folgen können. Versteht mich nicht falsch, ich nehme das schon Ernst, jedoch ist mir Hysterie grundsätzlich fremd und übervorsichtig und ängstlich war ich auch noch nie. Das mag ich mir jetzt auch nicht mehr angewöhnen in meinem Alter, ich bleib bei meinem realistischen Optimismus. Der sagt mir, das wird schon alles für irgendwas gut sein – für was, sehen wir dann später. Zum Beispiel fand ich ja ziemlich doof, dass mein Friseur mir die Haare zu kurz geschnitten hat. Aber jetzt bin ich froh, dass ich so schnell nicht wieder hin muss….
Die therapeutische Wirkung von Stricken wurde bereits durch Studien nachgewiesen, ich kann aus meiner Erfahrung sagen – nichts beruhigt meinen unruhigen Geist mehr, als Stricken. Wann immer ich viel zu Grübeln habe, hilft mir Stricken.
Zum heutigen letzten Zwischenstand des Knit Alongs vom MeMadeMittwoch Blog, kann ich deshalb auch schon einen halbfertigen Pullover zeigen.
Ihr Lieben, nehmts mir nicht übel, aber ich blog jetzt hier einfach mal weiter als wär grad keine Pandemie. Das Thema wird genug behandelt, anderswo, und zum Glück teilen wir uns alle ein Hobby, für das Zuhausebleiben mehr oder weniger Voraussetzung ist – und man der Situation daher auch gute Seiten abgewinnen kann. Auf hochproduktive Zeiten! (jaja, ich weiß, das klappt nur in Haushalten ohne kleine Kinder…)
…. ich muss ihn haben! So ungefähr war das mit diesem Stoff und mir bei unserer ersten Begegnung letzten Sommer. Wir haben uns bei der Arbeit kennengelernt. Und noch am selben Tag ist er bei mir zuhause eingezogen.
Dabei bin ich doch eigentlich gar keine Glitzerpüppi. Trotzdem, dieser Stoff hatte einfach das gewisse Etwas.