Außer dem Nähen habe ich noch ein weiteres wichtiges Hobby – und zwar singe ich in einem fantastischen Acapella Chor namens JazzVocals – und mit dem bin ich diese Woche ganz schön beschäftigt. Am 21.06. ging es los zu einem Chorfestival nach Lissabon, wo wir im Centro Cultural Belém an einem Wettbewerb teilgenommen haben. Außerdem hatten wir mehrere Auftritte dort und sogar einen im Weltkulturerbe – dem Hieronymus Kloster in Belem. Das war irre schön. Kaum zurück aus Portugal, geht es dann Samstag noch zum Saisonabschluss nach Hamburg, wo wir gemeinsam mit den Hamburg Voices ein Konzert geben. Wer von euch kommt aus Hamburg? Komm doch vorbei! 🙂
Jedenfalls wurde für diese aufregenden Konzerterlebnisse beschlossen, dass der Chor ein neues Outfit-Konzept braucht und das hat man tatsächlich mir anvertraut. Bisher waren wir in den Nichtfarben schwarz/weiß/grau gekleidet und haben das mit (wer hätte es gedacht) gelben Accessoires aufgepeppt. Da meine Lieblingsfarbe gelb selten bei Chorkleidung (anderer Chöre) vertreten ist, wollte ich das unbedingt beibehalten und auch nicht nur Accessoires sondern gern auch Kleidungsstücke in gelb dabei haben. Bei der Suche nach der pefekten Farbpalette, die immer noch schick ist, aber nicht klassisch schwarz, bin ich schließlich bei dunkelblau/navy gelandet. Unsere neue Outfit Farbpalette ist also navy, grau, weiß, gelb.
Während die Männer nur halb begeistert waren (bah, shoppen?) gab es Jubel bei den Damen (yeah, shoppen!). Und ich #DIYDONTBUY Altistin musste mir natürlich dringend neue Outfits für die Bühne nähen! Natürlich hatte ich schon Kleidung in den richtigen Farben, aber bühnentauglich war die überwiegend nicht. Aber dank meines mehr als ausreichend gefüllten Stofflagers musste ich nicht mal Stoffe shoppen!
Ich hab mich für eine Mix & Match Kollektion aus 4 Teilen entschieden, die ich immer unterschiedlich kombinieren kann. Und ein Kleid.
Outfit 1
Ein Blusentop aus Baumwolle mit Lochstickerei. Der Stoff ist ein Souvenir aus Japan. Als Schnitt hatte ich mir zuerst „Epicea“ von Orageuse ausgesucht. Der hat einen raffinierten Rücken mit überkreuzten Teilen und ein Bindeband als Saum. Als ich mich aber bei den Röcken für High-Waist und sogar einmal Paperbag entschieden hatte, war mir klar, dass das nicht zusammen funktionieren würde. Dann hatte ich das „Cap Sleeve Top“ von Donna Wilson ins Auge gefasst. Das hat hinten eine Knopfleiste und ist ein Crop-Top.
Knopflöcher in Lochstickerei zu fabrizieren… darauf hatte ich nicht wirklich Lust und natürlich auch wenig Zeit, also wurde das auch gestrichen. Zuletzt fiel mir auf, dass meine Ankerliebe Shirts von Finas Ideen einen ähnlichen Schnitt haben, den ich nur noch etwas weiter croppen musste. Und den V-Ausschnitt weglassen, aber das hatte ich hier auch schonmal gemacht. Sicherheitshalber hab ich auch unter den Achseln noch einen Zentimeter an Weite zugegeben, da der Schnitt für Jersey und nicht Webware gedacht ist.
Der Rock ist aus reiner dunkelblauer Seide. Die gab es mal bei Karstadt als 80 cm Rest. Und sollte ein Trägertop werden. Ich hab bei meiner Recherche gelernt, dass ein Seidenrock „Slip Skirt“ genannt wird, was eigentlich ein Unterrock ist. Und: dass das gerade sehr „in“ ist (was mir ja in der Regel egal ist). Normalerweise schneidet man einen Seidenrock im schrägen Fadenlauf für einen schöneren Fall, aber bei meiner Stoffmenge ging das nicht.
Die Länge ist für mich ungewönlich bis knapp unters Knie. Aber noch länger so wie im Inspirationsbeispiel gefiel mir an mir nicht, dafür sind meine Beine zu kurz denke ich. Ich habe dafür keinen Schnitt benutzt, sondern nur meinen Hüftumfang gemessen, 10 cm dazu gegeben und ein einziges Stoffteil mit einer Naht hinten zusammen genäht (bis auf den Gehschlitz). Am Bund ist ein Gummi eingenäht.
Outfit 2
Ich hatte auch noch weißen Baumwoll-Lochstick, den hatte ich erst vor kurzem in einem Second Hand Laden in Kreuzberg gefunden und erstmal ohne Bestimmung mitgenommen. Der Schnitt ist der gleiche wie bei der blauen Bluse. Da man durch Lochstick alles durchsieht, konnte ich nicht mit Beleg arbeiten und musste auch hier auf den schönen Ausschnitt der Ankerliebe verzichten. Ich hatte überlegt, ob ich das auch mit Schrägband statt Beleg hinbekommen würde. Wahrscheinlich schon, aber ich hatte ja keine Zeit für Experimente 😉
Der Rock ist der Paperbag Waist Skirt, den ich letztes Jahr schonmal nach einem Tutorial genäht hatte. Der Stoff ist die unglaublich schöne Stone Washed Viskose von 1000Stoff. Daraus hatte eigentlich auch ein Trägertop werden sollen…. aber den gibt es ja noch im Shop und ich könnte mir vorstellen, auch noch eins zu nähen, das dann mit dem Rock zusammen als Fake Kleid durchgeht.
Outfit 3 + Outfit 4
Ich habe in Lissabon bei den verschiedenen Auftritten die Outfits 2 bis 4 getragen und Nummer eins deshalb nicht, weil meine Chornachbarin schon komplett in dunkelblau gekleidet war. Deshalb weiß ich auch noch nicht, ob in Hamburg wie geplant mein Kleid zum Einsatz kommen wird.
Das Kleid ist aus dunkelblauem Bio Jersey von Lebenskleidung aus dem Werksverkauf. Ich bin nicht ganz sicher ob die Stoffwahl perfekt war, denn das Modell „Pearl“ von La Maison Victor ist ganz schön wuchtig vom Schnitt. Der Jersey ist zwar dünn, aber er fällt natürlich nicht so wie eine Viskose. Ich habe wirklich ewig das ganze Internet in allen Sprachen nach einem schönen Schnitt für ein Wickelkleid mit Kimonoärmeln abgesucht. Meine Inspiration war ein Leinenkleid wie dieses hier.
Aber da ich nicht wusste, wie mir so ein Kleid überhaupt steht, habe ich dieses als tragbares Probemodell angefertigt. Es ist auf jeden Fall irre bequem aus Jersey, ich muss nur noch 3 kleine Druckknöpfe annähen, mit denen die Taille gehalten wird und die Öffnung am Ausschnitt. Zum Glück erklärt LMV die Schnitte bebildert, ich hab hier wirklich auch die Anleitung gebraucht, da mir die Konstruktion nicht klar war. Als weitere Schnittmusteroption hatte ich noch ein Zero Waste Modell gefunden, da gefiel mir nur der asymmetrische Saum nicht.
Mir gefällt das Kleid gut, ich bin gespannt, ob der Jersey durch waschen und tragen vielleicht zu sehr Alltagslook bekommt für ein Bühnenoutfit, aber so kann ich es erstmal anziehen. Im Konzert oder auch am Badesee…. 😉
Verlinkt: Du für dich, Sewlala, Creative Lovers
Ganz, ganz toll, diese Mini-Capsule-Wardrobe! Ich liebe das Konzept von kleinen, funktionalen, thematisch abgestimmten Garderoben und deine ist ein echtes Parade-Beispiel. 🙂
Vielen Dank für diese Inspiration!
Liebe Grüße von Wiebke
Oh Danke für das Kompliment! Ich hab 2018 bei der DIY Don´t Buy Challenge mitgemacht und mir letzten Sommer komplett unbeabsichtigt eine Capsule Wardrobe genäht – einfach weil meine Teile (zufällig?) alle kombinierbar waren.
Ah, wie schön die vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten. Und ganz besonders klasse finde ich auch, dass ihr euch über diesen Blogpost in echt getroffen habt, Sarah und du! Coole Sache, das Bloggen, vor allem wenn es ins richtige Leben rüberschwappt, finde ich. Wenn ich das nächste Mal in Berlin bin, gebe ich vorher Bescheid, gut? lg, Gabi
Ja, auf jeden Fall – ich freue mich über jede live Begegnung mit Bloggerkolleginnen.
Ach, es heißt doch Paperbag Waist Skirt. Sorry!
Also in den gelben Paperwaist-Rock bin ich sofort verliebt, aber das Kimonokleid ist auch einfach nur schön. Ich mag die Farbpalette von deinem Chor. Das hast du super ausgewählt. Klassischer Schick mit modernem Pep. Mag ich sehr. LG Undine
Coole Outfits! Ich singe ja in einem großen klassischen Chor. Um den roten Schals zu entgehen, haben wir uns auf die Minimalvariante schwarz geeinigt. Ein Farbkonzept? Das gäbe stundenlange heitere Diskussionen. Wenn es im Sommer mal legerer sein darf, ziehen alle was einfarbig knallbuntes an, das klappt und sieht dann auch ganz gut aus. Also, Hut ab, dass du eine ganz Gruppe auf dein Farbkonzept einschwören konntest!
Das dunkelblaue Kleid sieht jedenfalls perfekt aus: gut angezogen, bequem, besonders. Ob das aus Leinenstoff auch so gut fallen würde?
Viel Spaß am Samstag in Hamburg!
Liebe Grüße Christiane
Ja, Diskussionen gibt es bei uns auch öfter – aber mit dieser Farbwahl waren alle happy, ein Wunder.
Ich geb dir auch Recht mit dem Leinen – für dieses weite Oberteil wäre das wahrscheinlich nichts. Da braucht man was Fließendes.
Mein Gott, bist du kreativ!!!! Wie schön!!! Mir geht die Musik leider völlig ab seit ich Kinder habe, so ist es halt… (Ich habe mal in einer Rock- Band gespielt, unser Bühnenoutfit war immer schwarz und auf die Shirts hatten wir unsere Instrumente geschrieben, damit jeder wusste woran er ist…) Wenn ich Samstag einen Babysitter finde, und nach der Arbeit noch stehen kann, komme ich! (Gibts Abendkasse?) Mich hauen alle deine Outfits um, aber das Kleid ist einfach mega! Viel Spaß auf jeden Fall!!!!! Gruß aus Hamburg! Sarah
Sarah!!! Wenn du zum Konzert kommst, zieh ich das Kleid an. Egal, was Heike anhat (meine Nachbarin).
Und ja, es gibt Abendkasse. Wie cool wär das denn…? Als Rockerbabe kann ich mir dich gut vorstellen. Welches Instrument?
Schlagzeug… wann würde es morgen losgehen? 😉
Trommelwirbel…… ddlddlddlddlddlddlddlddldusch! Um 18 Uhr. Hab dir auch eine mail geschickt.
Das Farbkonzept würde ich auch super finden. Die Kombinationsmöglichkeiten deiner Outfits finde ich toll, alles sieht mit allem wirklich schön aus, aber die Einzelteile sind an sich auch nicht zu schick, um im Alltag genutzt zu werden. Wie praktisch!
Das stimmt. Die Blusen sehen auch echt schön zu Hosen aus und sind alltagstauglich. Nur der Seidenrock… da wird Downdressing schwierig, solange ich keine Turnschuhe anziehe 😉
Euer Farbkonzept finde ich toll! Ich mag gelb auch sehr gerne. Und Dein planvolles Nähen gefällt mir – da muss ich noch an mir arbeiten.
LG
Martina
Dankeschön! Pläne mache ich aber gerne viel zu viele…. das ist gar nicht alles zu schaffen, was in meinem Kopf schon geplant ist 😉 Aber das ist auch besser so, denn wer soll das alles anziehen…
Das Farbkonzept gefällt mir richtig gut! Ich habe früher selbst mal in einem Chor gesungen, da sind wir leider über „schwarz mit rotem Schal/Schlips“ nie hinausgekommen. An einen Rock mit paperbag-Waist-Schnitt habe ich mich noch nicht rangetraut, dafür habe ich, glaube ich, die falsche Figur (der würde den Äquator wohl zu sehr betonen …), aber dein gelbes Modell finde ich toll. Und das Kleid – sehr schön! Da ich ja immer die Tendenz habe, Schnitte eigenmächtig zu verändern, könnte ich mir vorstellen, die Ärmel auf der Unterseite schmaler zu machen. Aber das würde vermutlich den Gesamteindruck verändern.
Gerade hab ich mir noch (Prokrastination pur, ich sollte eigentlich arbeiten) das Zero-Waste-Modell angesehen. Es dürfte eigentlich kein Problem sein, den Saum zu begradigen, oder? (Nur hat man dann natürlich ein Abfall-Stück, daraus müsste man noch was basteln)
Ich bin professionelle Prokrastinatorin, weiß also komplett wovon du redest!
Ja, schwarz mit buntem Schal/Schlips ist immer noch weit verbreitet, zumindest bei den klassischen Chören. Manche lassen sich ja sogar Roben schneidern und jede Sängerin muss dann das gleiche Kleidungsstück tragen, egal ob vorteilhaft für die Figur oder nicht…. Apropos Figur: Äquator? haha. Du bist doch schlank und hast eine Taille – verrückt, wenn du das anders wahrnimmst.
Liebe Kathrin, du hast sehr stimmige und elegante Outfits für deine Chorauftritte geschaffen. Ich finde es sehr spannend wie du dich mit den Kombinationsmöglichkeiten deiner Garderobe auseinandersetzt und lese sehr gerne bei dir.
Liebe Grüße Julia
Das freut mich sehr, danke Julia!