Wenn man die Pflanzenfärber-ExpertInnen fragt, heißt es: grün färben kann man eigentlich nur mit einer Doppelfärbung. Zuerst eine Gelbfärbung (z.B. mit Goldrute) und dann mit Indigo überfärben. Stimmt nicht ganz – einige wenige Pflanzen können grün färben, z.B. Blätter der Blutbuche oder Blutpflaume oder frische Schilfblüten. (Witzigerweise sind das rote Pflanzenteile, die dann grün färben…) Die Schilfblüten hab ich im Juli ausprobiert und tolle Nuancen auf unterschiedlichen Materialien erzielt.
Am kräftigsten werden die meisten Pflanzenfarben auf Wollstoff. Mit langen Färbezeiten (über Nacht) konnte ich aber auch Baumwolle relativ kräftig färben.
Im August hab ich dann endlich mit echtem Indigo gefärbt. Es fand sich ein relativ einfaches „Rezept“ im Etsy Blog für das man nichts weiter als Indigo und handelsüblichen Entfärber benötigt. Dieser beinhaltet nämlich das Natriumdithionit, das man zur Sauerstoffreduktion der Indigo Küpe braucht. Zusammen mit Nane (Frau Nane Berlin) haben wir am heißesten Tag des Jahres auf meiner Terrasse herumexperimentiert und geschwitzt.
Kleine Stoffstücke für Kissen oder Küchentücher hatte ich ja schon bei meiner ersten Aktion produziert – diesmal wollte ich kleidungstaugliche Mengen färben! Indigo ist sehr sehr ergiebig, verglichen mit anderen Pflanzenfarben. So dass ich irgendwann dachte, dass es jetzt auch langsam reicht mit blauen Stoffen, ich muss das ja auch alles vernähen und anziehen 😉
Ein Sweater, ein Kleid und eine Sportleggings sind schon geplant aus den Stoffen. Mit dem Kleid wollte ich anfangen, aber ich fürchte, die Zeit für Sommerkleider ist tatsächlich schon vorbei. Ich bin bei den derzeitigen Temperaturen hier schon im Alpaca Pulli unterwegs…
Seit meinem Besuch im Leinenmuseum halte ich auf dem Flohmarkt vermehrt Ausschau nach alten Leinenstoffen (Aussteuer), aber auch Leinenkleidung, die sich zum Upcycling eignet. Eine oversized Bluse in hellem zitronengelb hatte ich vor einigen Wochen dort mitgenommen. Ich dachte mir, wenn ich die mit Indigo überfärbe, könnte ein schönes helles Türkis rauskommen – so als Abwechslung zu den ganzen blauen Teilen. Und sieh da – es hat geklappt! Der Farbton ist etwas ungleichmäßig und wolkig – ich konnte die Bluse auch nicht lange in der Farbe lassen, da es nicht zu dunkel werden sollte – aber er gefällt mir sehr gut.
Das Oberteil war ziemlich unförmig XXL mit angeschnittenen Ärmeln. Leider hab ich vergessen ein „vorher“ Foto zu machen und deshalb hier ein ungefähr-so-ähnlich Beispiel aus dem Netz für euch. An kleinen, sehr zierlichen Models sieht sowas ja sogar noch irgendwie gut aus. Aber bei mir war das eher die Kategorie „Sackmode“. Ich hab das Teil gekürzt und ein paar Zentimeter an den Seiten weggenommen. Danach hat es einigermaßen gepasst aber sah irgendwie komisch aus – die angeschnittenen Ärmel waren so weit und standen ziemlich ab. Ich hab überlegt, was ich damit machen soll und Probefotos gemacht. Ganz ab (als T-Shirt), oder eine 3/4 Länge? Lässig hochkrempeln oder ein Gummiband einziehen?
Und obwohl ich die Farbe so hübsch finde, so erinnerte mit das Teil doch etwas an einen OP Kittel…irgendwas fehlt, aber was? Vielleicht eine Rüsche/Volant?
Als ich letzte Woche für ein langes Wochenende den Koffer gepackt habe und dabei meinen Felicia Sweater in der Hand hatte, kam die Blitzentscheidung: ich mach das genau so wie die Felicia Ärmel, mit je 4 Kellerfalten am Saum. Faszinierend, was so eine kleine Änderung ausmachen kann. Hab ich noch in der Nacht umgesetzt und die Bluse gleich mit in den Koffer gepackt. direkt auf der Bahnfahrt angezogen.
Mit dem Ergebnis bin ich sehr zufrieden und ich hoffe nun auf zumindest noch ein paar schöne Herbsttage mit Blusenwetter.
Verlinkt bei: Du für dich, Creative Lovers, Einfach nachhaltig, Öko-Logisch, Upcycling Love
Das sieht alles sehr gut aus. Ich finde es toll, dass Du mit natürlichen Mitteln so gute Farben zu Stoff bringst. (Kann man das so schreiben?)
Viele liebe Grüße
Wolfgang
Immer wieder spannend über Deine Färberexperimente zu lesen! Und Dein neues wolkiges Shirt gefällt mir auch sehr. Liebe Grüße Manuela
Dankeschön! Auf meiner Färbeliste stehen nun noch die Zwiebelschalen, die ich seit 2(!) Jahren sammle, damit sich die paar hundert Gramm zusammenfinden, die man zum Stoff und Garn färben braucht.
Im Herbst kann man ja lecker Zwiebelkuchen und Federweisser speisen, da kommen ein paar mehr Schalen zusammen.
Ganz toll! Ich finde es immer interessant wie sich so ein Kleidungsstück entwickelt. Die Ärmel sind am Ende das I-TÜPFELCHEN und du wirst sie so bestimmt sehr gern tragen. LG Undine PS: ich mag auch die wolkige Farbe
Ja, es ist interessant welche Wirkung ein paar kleine Anpassungen haben können!
Super tolle Bluse! die Farbe ist klasse und vor allem die Ärmel geben der Note das Gewisse Etwas – da hattest du die perfekte Inspiration zur richtigen Zeit. Ich hoffe du kannst die bluse ganz oft tragen! LG Kuestensocke
Ja über den glücklichen Zufall im richtigen Moment hab ich mich auch gefreut. Ich hatte eigentlich Kräuselung mit Schrägband im Auge, aber so ist es glaub ich die schönere Lösung.