Wie schon im letzten Monat angedeutet, geht es bei mir weiter mit Upcycling und Refashion! Zum MeMadeMittwoch zeige ich euch zwei neue Projekte. Das erste kennen meine fleißigen Instagram Leserinnen ja schon. Eine 70er Jahre Tischdecke aus dem Textilhafen wurde zu einer Sommer-Shirtbluse.
Die Farben sind ganz schön speziell, aber fügen sich total gut in meine Garderobe ein. Ich hatte die Tischdecke auch wegen des Materials zum Upcyceln mitgenommen – es ist Viskose (mit evtl. etwas Leinenanteil?) und damit super angenehm und luftig bei heißen Temperaturen. Schnittmuster ist – Frau Liah die Neunte (?). Es wird mir einfach nicht langweilig das Modell.
Ich hab hier die Hosen an?
Mein zweites Projekt nenn man auch Thrift-Flip. Von der unvorteilhaften Flohmarkt Hose im Ikat Print hatte ich letzten Monat schon berichtet, sie wurde schon als UFO Kandidat aufgetrennt in die Ecke gepfeffert. Ein ärmelloses Sommertop sollte eigentlich daraus werden. Dafür hatte ich die Hose an den Innenbein Nähten aufgetrennt und am vorderen Schritt, um Schnittteile platzieren zu können.
Das Teil sah dann so aus und ich hab es mir vorm wegpacken – warum auch immer – mal probehalber um den Hals gehängt. Um zu sehen, wie der Stoff sich so als Oberteil macht.
Und dann dachte ich direkt – wow – warum lass ich das nicht so? Einfach vorne Mitte wieder zusammen nähen und die Beingummis zum Bundgummi umwidmen? Na gut, im Schritt hinten hing noch zu viel Stoff rum und dann war auch hinten weiter als vorne – vielleicht doch ein Schnitt zu Hilfe nehmen. Fündig wurde ich mit Tanita aus einer Fibre Mood.
Und nun die Gretchenfrage: steht mir das Teil jetzt besser?
Ich sag: JA!
Beim Bügeln an den letzten Nähten ist mir leider ein kleines Löchlein im Material aufgefallen. Es wird leicht zu stopfen sein, bei dem Muster total unproblematisch. Das Top ist ungewohnt kurz für mich – aber zu meinem Bäuchlein muss ich halt in dem Alter stehen. Oder Trainieren… möp.
Ein weiteres Refashion Teil ist noch in der Mache – ich komm zu nix im Moment. Viel Aufwand, was das Nähen angeht, ist das nämlich alles nicht. Aber: ein Nähwochenende ist am Horizont! Mitte des Monats geht es zum Scheunennähen an den Störmthaler See bei Leipzig.
Bevor jetzt wieder viele Fragen aufkommen, woher ich solche Ideen nehme – ich gebs zu, ich lasse mich influencen. Auf Instagram und YouTube folge ich einigen Thrift-Flipperinnen, die wahnsinnig erfolgreiche Kanäle haben.
Zum Beispiel: Sarah Tyau, BlueprintDIY, How to Slay Omas Kleiderschrank
Ich hab viel Spaß an solchen Projekten und sollte so langsam mal aufhören, zusätzlich auch noch Stoff zu kaufen! Wofür brauch ich den denn noch….?
Vor kurzem erst wieder eine traurige follow-up Doku gesehen, das Thema Altkleider aus Europa, die in der Atacama Wüste in Chile ihr Endlager finden war ein Skandal schon in 2021.
Geändert hat sich daran bisher: NIX. Es macht mich echt fassungslos, wie unsere Gesellschaft mit Bekleidung umgeht – für die nach wie vor Menschen in sklavenartigen Arbeitsbedingungen um ihre Existenz schuften – wie beim aktuellen Marktriesen SHEIN, der die komplette Markenkonkurrenz längst abgehängt hat. Kann man das immer noch verdrängen, ignorieren oder scheißegal finden?! Guckt niemand außer mir diese Dokus?
Naja, ich wollte eigentlich keinem die Laune verderben. Aber es ist mir einfach ein Anliegen, dafür mehr Aufmerksamkeit zu schaffen. Zum Schluss noch mein Lieblingsbild vom neuen Hosentop:
Deine upcycling Ideen finde ich klasse, das Top ist tiptop geworden.
Ich habe eine große Kiste mit Kleidung, die umgearbeitet werden soll. Leider macht mir das Neu nähen mehr Spaß, aber ein, zwei Teile möchte ich in Angriff nehmen.
LG, Heike
Danke für deine immer wieder tollen Inspirationen. Auch ich bin eine Freundin des Upcycelns, am liebsten Jeans. Es macht mich wütend und traurig, wenn ich sehe wieviel Sachen weggeworfen werden, die eigentlich noch tragbar sind nur weil die Mode etwas anderes vorgibt. Ich Frage meine Kleidung bis sie quasi auseinanderfällt und repariere auch. An die Menschen, die diese Sachen herstellen zu Billiglöhnen denkt manch einer nicht. Ich bewundere deine kreativen Ideen aus alt neu zu machen. Liebe Grüße.
Vielen Dank für deinen Beitrag! Immer wieder so inspirierend und ich liebe deine Upcycling und Recycling oder Thrift-Flipping Projekte. Die Ikat-Bluse ist super! Steht dir richtig gut.
Das Thema mit dem Ausmaß unserer Wegwerfmode lässt mich auch nicht los. Ich finde es eine Vollkatastrophe, aber das wahre Ausmaß ist vielen tatsächlich nicht bewusst. Die Schränke platzen aus allen Nähten (ich nehme mich da auch nicht aus, obwohl ich in den letzten zwei Jahren viel aussortiert und umgestellt habe) und es wird dennoch ständig neu nachgekauft. Schwierig. Die Shein-Doku werde ich mir heute Abend anschauen, die kannte ich tatsächlich noch nicht. Ich glaube, dass die leider nicht bei der Zielgruppe ankommt, da die Zielgruppe kein ZDF schaut. Im Grunde müssten solche Themen bereits in der Schule vermittelt werden.
Was mich traurig macht: Wie schwierig es geworden ist, Kinderkleidung zu verkaufen. Es sammelt sich so viel an und kaum etwas bekommt man weitergegeben. NIcht mal verschenkt. Lieber kaufen alle neu. Dabei könnte so vieles locker weitergetragen werden – und sei es nur für den Kindergarten oder Matschtage.
LG und mach weiter so
Miriam
PS: Hast du die Videos auf Insta verlinkt? Dann teile ich direkt noch! Weil wichtig.
Wieder ein tolle Inspiration. Deine Tischdecken-Bluse finde ich ganz ganz fabelhaft – ein richtiges Designer-Teil, das so gut zu Dir passt. Die Verwandlung der Ikat-Hose ist beeindruckend, eine klasse Idee.
Ich muss demnächst einige Kleider von mir aussortieren, ich will versuchen Teile davon wieder zu nutzen – mal sehen ob es klappt.
Danke für deinen umfangreichen Post und die vielen neuen Inspirationen (die Accounts, die Videos). Das Oberteil aus der Tischdecke ist genial, die Transformation der Hose zur Bluse extrem gelungen. Viel besser so und ich bin sicher, dass du beide Kleidungsstücke häufig tragen wirst. Seit langem quäle auch mich damit herum, weniger zu nähen. Dann beruhige ich wieder mein Gewissen mit: ist ja geändert, ist ja Deadstock Fabric, ist ja ein Restposten, ist ein langlebiger guter Stoff oder richtige Wolle, Knöpfe und Reißverschlüsse sind rausgetrennt, aber die vielen Sachen brauche ich nicht wirklich, vermutlich würden 2 Jeans, 3 Sommerkleider, 2 Röcke, 1 Jacke und einige Shirts, Blusen reichen und im Winter halt auch noch was. Ich glaube, dass wir Konsumenten an unserem Verständnis arbeiten müssen, solange wir soviel kaufen, nähen, in den Kleiderschrank bzw. den Stoffschrank packen, ändert sich nichts. Schwierig, wenn Nähen und kreativ sein, Freude bereitet, Hobby ist, Erfolgserlebnisse bringt …. ich suche noch den gesunden Mittelweg. LG Anja
Ich hab selbst auch mehr als genug Kleidung, aber solange ich die Dinge trage, finde ich viel Auswahl zu haben nicht schlimm. Nach einer Greenpeace Studie werden 60 neue Kleidungsstücke pro Person im Jahr neu gekauft, jedes 5. davon wird nie getragen. Ich nähe fast ausschließlich, hab wirklich viel und komme nicht mal auf die Hälfte von 60…. Bei sich selbst anfangen ist nie falsch, aber ich glaube das läuft woanders so richtig verkehrt.
Oh Kathrin, das ist wieder ein ganz toller post… ich bewundere deine Vorstellungskraft für die Veränderung der Hose. Ich war letzte Woche in der Ausstellung „guter Stoff “ in Lübeck und habe mir auch gewünscht der Besuch wäre verpflichtet für alle. Wir bilden halt nur einen kleinen Teil der Gesellschaft ab. Richtig nachhaltig kann ich auch nicht nähen. Um auch Kleider für die Kinder zu machen wäre es fast ein vollzeit job. Und auf Mischgewebe zu verzichten, fällt mir auch manchmal schwer. Aber wichtig ist, dass man anfängt nachzudenken. Du inspiriert mich sehr. Viel Spaß beim nähwochenende!!! Lg Sarah
Es ist ja auch nicht so leicht, Stoffe ohne beigemischte Chemie zu finden. Wir haben mal bei einem Großhändler für Stoffe (aus NL) zu hören bekommen, dass sich eh nur Deutsche für polyesterfreie Stoffe interessieren würden..
Bei den Kindersachen kann man immer noch Leben verlängern durch Patches, Flicken, Shorts draus machen…. Und du inspirierst ja bereits deine Tochter, außerdem wissen deine Kinder, dass Kleidung nicht aus einem magischen Automaten kommt.
Beim Tischdeckenoberteil gefällt mir besonders, dass das Muster quasi eine Präsentationsfläche für Halsketten schafft. Sehr schön.
Die ehemalige Hose sieht so aus, als könnte sie leicht von der Schulter rutschen. Sowas finde ich immer sehr lässig, vorausgesetzt es stört nicht beim Tragen.
Ich schaue auch regelmäßig solche Dokus und kann es weder bei Kleidung noch bei Lebensmittel/Fleischkonsum verstehen, wie es die Mehrheit der Bevölkerung schafft, das einfach bei ihrem eigenen Konsum auszublenden. Es frustriert mich sehr darüber nachzudenken! Vor Kurzem ist einem Kollegen in der Arbeit die Hose hinten wenige cm aufgerissen, auf meinen Kommentar, das könnte die Schneiderin für wenige Euros unsichtbar reparieren, habe ich nur ein schockiertes „die werfe ich weg“ erhalten. Das ist wohl leider die Realität in der wir leben…
Da zeigst du ein so viel aufmunterndes Verhalten.
Grüße, Tina