Stoffe färben mit Pflanzen

Das Thema „Stoffe mit Pflanzen färben“ fasziniert mich schon länger. Und endlich habe ich zum Ende diesen Sommers geschafft, eine Experimentreihe dazu zu machen. Über die letzten Monate habe ich mir dazu nötige Dinge beschafft wie z.B. einen alten DDR Emaille Einkochtopf vom Flohmarkt. Und ich habe sämtliche Zwiebel- und Avocadoschalen und -kerne, die in meiner Küche angefallen sind, getrocknet und gesammelt. 

Im letzten Jahr hat mir Ania vom Label Kaliko interessante Einblicke in ihre Arbeit gegeben. Damals hat sie in ihrer Küche mit den Pflanzen, die in der Stadt wachsen, experimentiert. Inzwischen hat sie ein eigenes Atelier (in Berlin Neukölln) und gibt dort auch offizielle Workshops zum Pflanzenfärben. 

Ich habe damals von ihr gelernt, dass es z.B. ein Unterschied ist, ob man pflanzliche Fasern wie Baumwolle und Leinen oder tierische Fasern wie Seide und Wolle färben möchte. Letztere gehen eine bessere Bindung mit Farbpigmenten ein und wenn man Baumwolle färben möchte, muss man diese unbedingt erst einmal vorbereiten mit sogenannter „Beize“. Dafür gibt es verschiedene Verfahren, ich habe mich für das ungiftige Kalialaunsalz entschieden. Das habe ich in der Apotheke bestellt und musste mich natürlich fragen lassen, was ich denn damit vorhabe…. also, Kristalle züchten für Christbaumschmuck nicht – obwohl das auch möglich ist. 

Ich hatte für mein Experiment einige Bio-Jerseys aus dem Lebenskleidungs Kilo-Korb (Lagersale) in verschiedenen Qualitäten, ganz weiß, off-white, ungebleicht, meliert in der Annahme, das würde auch zu unterschiedlichen Schattierungen der Färbungen führen. 

Die Stoffe habe ich in nicht allzu große Stücke geschnitten, da ich verschiedene Farben ausprobieren wollte. Ich hatte mir vorgenommen, auf jeden Fall gelben Stoff zu färben mit Goldrute. Diese wächst in ziemlich großen Mengen in meinem Lieblingspark gleich um die Ecke – dem Tempelhofer Feld. 

Ich habe davon die Blütenstände genommen und eine sehr große Einkaufstüte voll gesammelt. Da ich immer gern alles ganz genau und möglichst perfekt machen möchte, habe ich mich nochmal durch das Internet gelesen und verschiedene Tipps eingeholt. Vor allem die facebook Gruppe „Naturfarbe auf Baumwolle und Leinen“  war sehr hilfreich für mich. Hier bekam ich den Tipp, für eine bessere Haltbarkeit der Farbe würden Tannine benötigt, die die Goldrute nicht enthält, aber Zwiebelschalen. Gut dass ich die ja schon gesammelt hatte… zwei Handvoll davon habe ich zu den Goldrutenblüten in den Topf gegeben, alles eine Stunde lang ausgekocht und dann durch einen dünnen Stoff abgesiebt. 

Der Stoff wurde mit dem Kalialaun vorgebeizt, ich habe 20% vom Stoffgewicht verwendet, im großen Topf zum Sieden gebracht, im Topf über Nacht abkühlen lassen und dann getrocknet. 

Die Stoffe sollten dann wieder zuerst kurz in Wasser eingeweicht werden bevor sie ins Farbbad kommen. In der Goldrutenfarbe haben die Stoffe 1 h gesiedet (mein Topf ist soooo groß, richtig kochen ging gar nicht bei der Wassermenge und der Elektroherdplatte). Dann durften sie wieder über Nacht im Topf bleiben und abkühlen. Am nächsten Tag wurden die Stoffe – ohne Auswaschen – getrocknet. 

WOW! Ich war total begeistert von der Farbe. (linkes Foto). 

Um die ganze Angelegenheit haltbarer zu machen, lautete die Empfehlung, die Stoffe ein zweites mal ins Farbbad zu geben. Das habe ich gemacht und hatte dann… ockerfarbene Stoffe (rechtes Foto) und war ziemlich traurig 🙁
Denn die sahen nun leider total nach selbstgefärbtem Ökozeug aus. Das hatte ich mir anders vorgestellt.
Ulrike Bogdan hat mich in der facebook Gruppe beruhigt, denn das Ocker würde sich sehr wahrscheinlich wieder auswaschen. Erst einmal mussten die Stoffe jetzt aber 1-2 Wochen „ruhen“ bevor sie nochmal in Wasser mit geringer Alaunmenge aufgekocht wurden. Danach waren sie tatsächlich wieder schön sonnig gelb

Als nächstes habe ich dann Stoffe mit Avocadoschalen und -kernen gefärbt. Man kann es sich ja nicht vorstellen, aber daraus entsteht tatsächlich eine altrosa Farbe! Ich hatte in den letzten Monaten einfach alle Schalen und Kerne getrocknet und eine großzügige Menge zusammen. Ich habs gewogen und wieder vergessen, aber ich glaube das war etwas um 400g… und die Stoffmenge war nur 300g – so wurde die Farbe wunderbar intensiv. Die Avocado Teile werden eingeweicht, dann ausgekocht, wie die Goldrute auch.
Auch hier habe ich die vorgebeizten Stoffe im Farbbad aufgekocht und die Stoffe über Nacht abkühlend im Farbbad gelassen. Auf einen zweiten Färbevorgang habe ich diesmal aber verzichtet. 

Das letzte Farbexperiment habe ich dann mit schwarzen Bohnen angestellt. Wer schonmal schwarze Bohnen eingeweicht hat und das Einweichwasser weggekippt hat, weiß bestimmt, dass da eine ziemlich dunkle bräunliche oder bläuliche Brühe rauskommt. Ich habe die Bohnen nach dem Einweichen aber noch gekocht und dann die Flüssigkeit abgeschüttet und aufgefangen. Zum Stoff färben, wird der Stoff nun einfach in die Farbbrühe gegeben und im Gegensatz zu den beiden anderen Farben NICHT mehr aufgekocht. Er muss ein paar Stunden drin bleiben, ich hab ihn über Nacht gelassen. Es wurde ein helles grau, ich hatte im Internet auch Ergebnisse gesehen, wo die Stoffe blau waren, aber ich bin zufrieden damit. 
Der Vorteil dieser Variante ist – es bleibt kein Pflanzenmüll übrig, denn die Bohnen kann man schließlich essen! Bei mir gab es davon Black Bean Brownies (ja, die sind lecker!!!) und einen Black Bean/Quinoa Salat mit roter Bete. 

Ich finde dass meine 3 Farbtöne ganz toll miteinander harmonieren. Und deshalb habe ich auch geplant, sie kombiniert zu vernähen. Übrigens sind nur die melierten Stoffe im Farbergebnis deutlich dunkler geworden, ansonsten konnte ich nach dem Färben keinen Unterschied mehr erkennen zwischen den Ergebnissen auf weiß oder off-white. 

Leider leider habe ich gerade kaum Zeit für Nähprojekte, gerne hätte ich euch heute schon meine genähten Patchwork Shirts gezeigt, aber soweit bin ich noch nicht gekommen. Aber ich weiß schon, was es ungefähr wird und zeige wenigstens schonmal meine Inspiration…

Verlinkt: Sew la la, Einfach Nachhaltig, Biostoff-Linkparty

12 Gedanken zu „Stoffe färben mit Pflanzen“

  1. Total interessanter Bericht. Auch wenn ich den Aufwand scheue, staune ich sehr über Deine ExperimentierfreudE und die überzeugenden Ergebnisse. Der Avocadoton ist mein Favorit und eine absolute Überraschung. Bin auf die genähten Sachen gespannt. LG Ina

  2. Wundervoll! Mich hat das Thema auch gepackt… Mir fehlt grad die Zeit den Post dazu zu schreiben…. Goldrute hat auf meinen beiden Wollen auch ein wundervolles Ergebnis gebracht. Eine Wolle ist nun wirklich Gold. Bin gespannt was bringt dir daraus wird.

  3. Tolle Sache! Mit mehr Zeit würde ich das auch gerne mal angehen. Ich bin gespannt auf deine genähten Sachen und würde mich freuen, wenn du vielleicht berichten könntest, wie sich die Farben nach mehrmaligem Waschen halten (und ob sie stark ausbluten). LG Fiene

    1. Da bin ich auch sehr gespannt und soweit ich es verstanden habe, wird es sicher etwas verblassen. Ich kann mir vorstellen, die Teile dann eher mit der Hand zu waschen – werde aber parallel die beim Zuschnitt übrig bleibenden Reste mal mit in die Maschine geben und vergleichen. Ich werde berichten!

    1. Finde ich auch. Mir war zuvor die Pflanze gar nicht bekannt, bzw wusste ich nicht, dass das gelbe Kraut, das überall in Parks, Wiesen und an Wegesrändern wächst, Goldrute heißt und so eine tolle Färberpflanze ist.

  4. Die Ergebnisse sind echt toll geworden und vor allem das gelb ist ein Traum.
    Und ich freue mich schon auf das vernähte Modelle, die Inspirationsbilder sind schon mal schön.
    Als Kind gabs zu Ostern mal den Versuch Eier mit Zwiebelschalen und anderen Sachen zu färben, das Wasser war immer schön bunt, die Eier eher weniger.
    Lg Sabine

    1. Echt? Mit Zwiebelschalen hat Oma immer Eier gefärbt, die kamen in alte Nylonstrümpfe und Blüten und Gräser wurden dazwischen gepackt. Sah immer toll aus. Mir gefällt auch die Goldrutenfärbung am besten und bin am meisten gespannt wie haltbar das alles sein wird…

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